抖阴社区

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By Katthani22

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Kapitel 1 - Alltag
Kapitel 2 - Sowas von KEIN Alltag
Kapitel 3 - Die Piraten und das M盲dchen
Kapitel 4 - Unterkunft und Papierkrieg
Kapitel 5 - Ein Abend in Gesellschaft
Kapitel 6 - von Kleidern und Flatulenzen
Kapitel 7 - Running Gag
"Kapitel 8 - Das wandernde Viertel"
"Kapitel 9 - Ph枚nixfeuer"
10 - Der 脺berfall"
"Kapitel 11 - Wagemut"
"Kapitel 12 - Flucht"
"Kapitel 13 - Die Rache des Vizeadmirals"
"Kapitel 14 - Weil wir Dich gern haben"
Kapitel 15 (Special) - Der Zorn des Kaisers
Kapitel 16 - Erwachen
Kapitel 17 - Werde meine Tochter
Kapitel 18 - Kleine Schwester, gro脽e Br眉der
19.Kapitel - R眉lpsen, Rundgang und rote Ohren
20.Kapitel - Die erste Division
21.Kapitel - Auf flammenden Schwingen
22.Kapitel - Namur
23. Kapitel - Neujahr bei den Whitebeards
24.Kapitel - Spa Island
25.Kapitel - Liebe und Leid
26. Unverzeihlich (Teil 1)
27. Unverzeihlich (Teil 2)
28. Kummer im Paradies
29. Spurensuche
30 Kapitel - Bittere Entt盲uschung
31.Kapitel - Vorbereitung
32.Kapitel - Die Schlacht
33. Kapitel - Der Feind in mir
34. Kapitel - Nachwirkungen
35. Kapitel - Unerwartete Begegnung
36. Kapitel - Schwere Entscheidung
37. Kapitel - Abschied nehmen
38. Kapitel - Aufbruch
39. Kapitel - Alte Freundin, neue Wege
40.Kapitel - Loguetown
41 Kapitel - Gehaltenes Versprechen
42. Kapitel - Gum Gum ins Gesich
43. Kapitel - Wiedersehen
44. Kapitel - Die Gaunerbibliothek
45 N盲chtlicher 脺berfall
46 Richtungswechsel
48 Ein erstes Gespr盲ch"
49 Willkommen auf der Red Force
50 Lehrstunde(n)
51 Zwei auf einen Streich
52 "Reue"
53 Die geheime Einrichtung
54 Das Feuer des Leben
55 Heimweh
56 Pr眉gel, Pl盲ne und Party
57 Worlds Ass
58 Epilog
"Outtakes"

47 Der Kaiser und sein Vize

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By Katthani22

Guten Morgen meine Lieblingsleser! :)

Ich hoffe doch sehr, ihr alle seid wohlauf und von dem krassen Wetter in letzter Zeit nicht in Mitleidenschaft gezogen worden? :/
Bei mir ist es zwar nass und ‚greislig' wie wir so schön sagen, aber abgesoffen sind wir zum Glück nicht.

Aber jetzt gibts erst mal ein neues, extra langes XXL-Kapitel von Junie und den Rothaarpiraten.
Ich wünsch euch ganz viel Spaß beim Lesen, bleibt gesund und bis nächste Woche!!

GlG
Ancarda

P.S.: Schon gesehen? 120(!!!) Leseempfehlungen hat Junie mittlerweile - wie krass seid ihr denn?! :D Ich bin ja sowas von geplättet... wie feier ich das bloß?! Hmm... vielleicht indem ich euch eine neue FanFic aus meiner Zauberkiste ankündige? Ich hab ja schon länger heimlich geschrieben... sie wird bei weitem nicht so umfangreich wie diese hier und ist bereits zu gut 2/3 fertiggestellt, also... denke ich, ich lasse sie kommende Woche auf die Welt los, um euch eine Freude zu machen. <33
Um wen wirds gehen? Um meinen drittliebsten Vizekapitän nach Marco und Ben! Ähm... kann es sein, dass ich eine klitzekleine Affinität zu Vizekapitänen hab...? Ich erkenne langsam ein Muster. Ô.o
Na, ich hoffe auf jeden Fall, möglichst viele von euch haben Lust auf die Roger-Piraten und ich schaffe es, euch nochmal begeistern zu können. Vielen lieben Dank auf jeden Fall für all eure Unterstützung, ihr seid unglaublich!!

P.P.S.: Bis auf Shin hab ich alle OC-Charaktere auf der Red Force von meiner guten Fee Mimabi - sie schreibt selbst eine unglaublich wundervolle FanFiction über die Rothaarpiraten, die aber leider noch nicht veröffentlicht ist. Trotzdem darf ich ihre Charas mopsen, was ich wahnsinnig toll finde - danke nochmals mein Glühwürmchen! :-*

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„Einverstanden. Danke, Shanks!", murmelte Junie erschöpft.

Der Angesprochene hob erneut überrascht eine Augenbraue, sagte aber nichts dazu, sondern nickte seinem Vizen zu, der Yanna daraufhin ebenfalls die Fesseln löste.
„Kannst du aufstehen?", fragte Ben Junie. Sie zuckte bei seiner rauen Stimme unwillkürlich zusammen, richtete sich aber tatsächlich mit einiger Kraftanstrengung selbst auf, obwohl ihr Körper heftig protestierte und sie noch etwas gekrümmt stehen musste. Ein leises Zischen konnte sie sich nicht verkneifen, vor allem ihr verletztes Bein drohte wegzuknicken. Ihm entging das natürlich nicht.
„Warte, ich helf dir!"

Unvermittelt griffen starke Arme um ihre Schultern und Kniekehlen; und ehe sie protestieren konnte, befand sie sich ausgerechnet in Bens Armen.
Krampfhaft bemühte sie sich um eine normale Atem- und Herzfrequenz, was aber von der Tatsache erschwert wurde, dass er außerordentlich gut roch. Zwar ein wenig penetrant nach Rauch, doch selbst das vermischte sich auf angenehme Weise mit dem Duft nach würzigem Tabak, Seeluft und seinem gepflegten, sauberen Eigengeruch. Zaghaft erlaubte sie sich nun doch einen kurzen Einblick in seine Emotionen und war sehr angenehm überrascht. So eine tiefe, innere Gelassenheit hatte sie noch nie gefühlt; obwohl er genau wie Shanks ununterbrochen wachsam war - und mindestens genauso neugierig, was er nur nicht offen zeigte. Sie spürte seinen Blick jedoch mehrmals auf ihr liegen. Aber was für sie viel entscheidender war: sein Wesen an sich fühlte sich... seltsam vertraut an. Irgendwie angenehm... hastig zog sie sich zurück und biss sich auf die Lippe.

Noch immer hielt sie jedoch stur den Blick gesenkt, vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. Einfach weil sie diesen ersten Blickkontakt nie vergessen würde... Und weil sie wusste, dass sie ihm gegenüber nie und nimmer ein Pokerface aufsetzen könnte. Keine Ahnung welche Emotionen er aus ihr würde lesen können, aber es wären sicherlich mehr als genug um ihn misstrauisch zu machen.
Trotzdem: das kleine Kind tief in ihr wollte vor Glück weinen. Wie oft hatte sie sich in den vielen furchtbaren Nächten und Tagen genau das gewünscht - dass ihr großer, starker Vater kommen und sie in den Arm nehmen würde?
Junie schluckte hart und atmete brüchig ein. Das war definitiv das Ende ihrer Illusionen rund um ihn; ob zum Guten oder zum Schlechten. Und sie hatte furchtbare Angst davor. „Alles in Ordnung, Mädchen?", fragte Ben leise. Junie schauderte beim Klang seiner Stimme, nickte jedoch nur.
„Darf ich?", grinste währenddessen Shanks Yanna an und hielt ihr auffordernd seinen Arm entgegen. Die Angesprochene blinzelte ungläubig und warf einen hilfesuchenden Blick zu Junie, die ihr jedoch nur ein entschuldigendes Lächeln schenke - schließlich saßen sie nur ihretwegen jetzt in diesem Schlamassel. Yanna verdrehte die Augen; als ob die Schwarzhaarige das absichtlich gemacht hätte...
Zögerlich trat sie also auf den Kaiser zu, der mit einem breiten Grinsen seinen Arm um ihre Hüfte schlang. Mit einem lässigen Sprung landeten sie auf der Red Force, Shin und Ben mit Junie im Arm gleich neben ihnen. Neugierig wurden sie von den anwesenden Crewmitgliedern gemustert, während die Schwarzhaarige sich alle Mühe gab, den Blick gesenkt zu halten und möglichst wenig zu sehen - der Fairness halber, Shanks wusste ja nicht, dass sie ein fotografisches Gedächtnis hatte und sie wusste nicht, ob ihn das vielleicht stören könnte. In ihrem aktuellen Zustand war Schwimmen keine wirkliche Option.
Yanna dagegen sah sich interessiert um und war beeindruckt von dem eleganten Schiff.
„Shanks, unser Doc sollte sich die Wunde an ihrem Bein ansehen, sie verliert sonst zu viel Blut", informierte Ben den Rotschopf mit kritischem Blick auf den durchgebluteten Stoff an ihrem Bein. Dieser nickte und bat einen seiner Leute, den Arzt in seine Kajüte zu bringen, sobald seine Männer versorgt waren. Shin schloss sich wieder seinen Kollegen an, zwinkerte Junie jedoch noch einmal zu.
„Wir sehen uns später, schätze ich!", grinste er und packte bei einem großen Fass mit an. Die Schwarzhaarige warf ihm einen schiefen Blick zu und verdrehte demonstrativ die Augen - ja, dank ihm würden sie sich unausweichlich irgendwann später sehen.
Dann gingen sie schweigend unter Deck in Shanks Räumlichkeiten.

Als sie eintraten, sah Junie wieder auf - und musste plötzlich ein Kichern unterdrücken, indem sie es als leises Hüsteln tarnte. Das wissende Grinsen von Ben entging ihr natürlich.
Der Kaiser war ja ein waschechter Chaot! Auf dem zerwühlten Bett und auf dem Boden lagen diverse Kleidungsstücke herum. Die Schreibtischplatte war vollständig verschüttet unter Karten, Lockports, Schreibutensilien, Logbuch, Steckbriefen und anderen Papieren. Der Schrank stand halb offen und gewährte freie Einsicht in die achtlos hineingewurschtelte Kleidung des Kaisers, und auch die Regale waren überhäuft mit allerlei Krimskrams. Lediglich die Minibar (die alles andere als Mini war!) wirkte gut sortiert und ordentlich. Angestrengt schnaufte Junie durch, um nicht laut loszulachen. Wäre das ihre Kajüte, Marco oder Izou hätten sie ohne zu zögern übers Knie gelegt.
Zu Recht.

Ben setzte sie auf die Bank einer kleinen Sitzecke und nahm neben ihr Platz, während Yanna und Shanks sich auf die gegenüberliegende Bank niederließen. Lässig griff er neben sich in die Bar, zog eine große Flasche Sake hervor sowie fünf kleine Krüge, welche er großzügig befüllte und verteilte. Im Gegensatz zu Junie war ihre Freundin ausgesprochen dankbar für den Alkohol und griff erleichtert zu - es beruhigte ihre Nerven ein wenig.
„So, ihr beiden... dann lasst uns mal Reden! Und bitte, bleibt bei der Wahrheit, klar? Es wäre nicht klug zu versuchen, mich zu täuschen!", begann Shanks das Gespräch, und obwohl sein Ton oberflächlich locker wirkte, lag etwas eindeutig Warnendes darin. Die beiden nickten ernst. „Gut. Zuerst würde ich gern wissen, wer du bist! Gehörst du auch zu Whitebeard?", wandte er sich an Yanna.

Sie schüttelte unbehaglich den Kopf - die Gegenwart der Piraten machte sie ziemlich nervös.
„Nein, tu ich nicht. Mein Name ist Yanna und bis vor ein paar Monaten war ich Mitglied der Galeera in Water Seven!", erklärte sie wahrheitsgemäß. Interessiert sah er sie an, frappierenderweise hatte er auch bei ihr das Gefühl, als hätte er sie schon mal gesehen, wenn auch nicht so deutlich wie bei ihrer Freundin. Er kam aber nicht drauf, wo das gewesen sein könnte.
„Verstehe. Was hast du dann mit ihr zu schaffen? Und warum bist DU allein unterwegs?" Sein Blick fiel auf Junie; sie fühlte sich bei ihm ganz ähnlich wie bei Pops: wie ein offenes Buch.
Yanna sah ihre Freundin fragend an, die seufzte.

„Wir kennen uns aus unserer Kindheit. Wir haben zusammen einiges durchgemacht... Vor ein paar Monaten haben uns in Water Seven nach Jahren wiedergetroffen und beschlossen, eine Weile zu zweit zu reisen!", antwortete Junie vage. Skeptisch zog Shanks die Brauen hoch.
„Whitebeard lässt seine Prinzessin monatelang zum Spaß alleine losziehen?"
Die Schwarzhaarige riss die Augen auf.
„Woher...?!", stieß sie perplex hervor, doch der Kaiser lächelte schalkhaft.

„...ich weiß, dass du die mysteriöse Whitebeardprinzessin bist?", beendete er ihren Satz und lehnte sich zurück. Sie nickte völlig überrumpelt. „Sowas bleibt nicht lange geheim. Gerüchte über dich sind schon seit Jahren im Umlauf, es gab nur nichts genaueres und natürlich auch keinen Steckbrief. Ich gebe zu, ich bin schon lange neugierig, was für eine Person sich dahinter verbirgt - der alte Mann hat sich ja über ein halbes Jahrhundert lang erfolgreich gegen ein weibliches Crewmitglied gewehrt, und das bei dieser beachtlichen Anzahl an Mitgliedern. Also, warum grade du?", wollte er mit interessiert glänzenden Augen wissen.

Haha, was sollte sie darauf jetzt antworten? Und was hatte er mit dieser Information vor? Erneut warf sie einen Blick in seine Emotionen, konnte jedoch nichts anderes als simple Neugierde, entdecken; keinerlei Verschlagenheit oder Berechnung. Also konnte sie immerhin bedenkenlos offen sein... wenngleich sie trotzdem keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte. Unsicher zupfte sie an ihrem Shirt herum.
„Er sagte, dass ihm bei unserer ersten Begegnung gefallen hat, was er in mir sehen konnte - aber es hat ihn fasziniert, was er NICHT sehen konnte!", versuchte sie zu erklären. Shanks legte den Kopf schief und musterte sie genau.
„Und was konnte er nicht sehen?", hakte er nach. Auch er spürte, dass die junge Frau irgendwie anders war, aber es gelang ihm noch nicht recht, den Finger darauf zu legen. Junie seufzte. Sie mochte es überhaupt nicht, über ihre Absonderlichkeiten zu sprechen.
„Wut. Hass. Neid. Misstrauen. Vorurteile. Verbitterung... obwohl ich allein auf der Straße lebte und ich es offensichtlich nicht leicht gehabt hab im Leben, konnte er nichts von all dem sehen. Ich hatte natürlich furchtbare Angst vor ihm, aber nur, weil er fünfmal so groß war wie ich damals und er grade ziemlich sauer auf den Hafenvorsteher war, den er zwei Meter über dem Boden am Kragen hängen hatte. Nur deshalb. Nicht wegen seinem Ruf. Und als er mir die Hand gereicht hat, hab ich sie genommen", berichtete sie verlegen.

Verstehend hob Ben die Augenbrauen.
„Ah... interessant. Deine Aufnahme in seine Crew hatte also nichts damit zu tun, dass du seine Leute aus der Festung befreit hast?"
Junie schüttelte den Kopf.
„Nein, er hatte schon vorher geplant, mich zu fragen ob ich mich seiner Familie anschließen will!"
„Er hat dich eben ziemlich schnell ins Herz geschlossen...", konnte sich Yanna nicht verkneifen und grinste kurz, als sie einen bösen Blick von ihrer Freundin kassierte. Shanks' Mundwinkel zuckten ebenfalls. Er brannte darauf, die ganze Geschichte zu hören, doch er beschloss, sich vorerst auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Das erklärt aber noch weniger, warum er dich einfach so ungeschützt durch die Welt ziehen lässt. Also zum Vergnügen geht er dieses Risiko wohl eher nicht ein, stimmts?", kam er viel zu scharfsinnig zur eigentlichen Frage zurück und sah die beiden jungen Frauen abwartend an.

Junie biss sich auf die Lippen, also übernahm Yanna diesmal die Antwort.
„Wir sind auch nicht zum Vergnügen unterwegs. Es muss sein. Junie hat ja schon gesagt, dass wir einiges durchgemacht haben... wir haben aber nie wirklich damit abschließen können und haben bei unserem Wiedersehen beschlossen, dass wir uns dem endlich stellen. Deshalb suchen wir jetzt diesen Ort von damals und hoffen, dass es uns hilft, endlich alles hinter uns zu lassen und... frei zu sein", erzählte sie plötzlich völlig offen, was nicht nur Junie überrascht blinzeln ließ.

„Und was ist das für ein Ort, den ihr sucht?", wollte Ben wissen und drückte seinen Zigarillo in einem vermutlich extra für ihn bereitstehenden Aschenbecher aus. Beklommen neselte Junie an dem blutdurchtränkten Stofffetzen herum, der sich um ihren Oberschenkel schlang.
„Die Insel heißt Fought. Sie liegt auf der Grandline und ist nicht Teil der üblichen Magnetströme - wir wissen nur, dass sie sechs Tage hinter dem Rivers Mountain liegt. Darum kehren wir jetzt zurück auf die Grandline und versuchen, sie zu finden", antwortete sie wahrheitsgemäß.

„Hmm..." Shanks lehnte sich zurück und dachte eine Weile schweigend nach. „Mir sagt diese Insel nichts, aber ich kenne jemanden, der euch da vielleicht helfen kann. Er ist Leuchtturmwärter am Kap der Zwillinge. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr auch hier an Bord bleiben bis wir wieder auf der Grandline sind - was jedoch bedeuten würde, dass ihr vorher mit uns noch... fischen geht!" Er zwinkerte Junie zu, die ihn jedoch nur völlig perplex musterte.
Sie konnte sich keinen Reim auf sein Verhalten machen; dass er sie bis zur nächsten Insel hatte mitnehmen wollen, war ja schon überraschend freundlich gewesen, ließ sich aber vielleicht damit erklären, dass Shin sie kannte und er seinem Nakama einen Gefallen tun wollte. Dieses Angebot ging jedoch eindeutig darüber hinaus.

„Das ist wirklich sehr freundlich, aber... warum willst du uns helfen?", fragte sie verwundert. Er legte grinsend den Kopf schräg.
„Warum sollte ich nicht? Es macht mir keinerlei Umstände. Zumindest von dir weiß ich ja, dass ich nicht mal meinen Sake mit dir teilen muss; und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass ihr mir auch nicht die Haare vom Kopf fresst!", erklärte er gut gelaunt. „Außerdem würdest du Ben mit Sicherheit einen Gefallen tun, wenn du ihm zeigst wie du die Bewegungsmuster der Fische berechnet hast..."
Der Angesprochene schmunzelte; sein Kapitän hatte völlig recht, das interessierte ihn wirklich.

Doch bevor Junie beim Gedanken daran Schnappatmung bekommen konnte, klopfte es und ein wirklich großer, muskulöser, kahlköpfiger Mann trat ein, auf dessen Schulter ein... Affe saß.
Yanna und Junie sahen auf und blinzelten erstaunt.
„Ah, Dan! Alle unsere Jungs wieder gesund und munter?", rief Shanks und winkte den Mann rein. Der Angesprochene grinste.
„Alles Bestens, ein paar werden noch eine Weile Kopfschmerzen haben, dazu einige oberflächliche Wunden, aber nichts Ernsteres!", entgegnete er mit tiefer, angenehmer Stimme.

„Tschuldigung...", murmelte Junie pikiert - das meiste ging wohl auf ihre Kappe. Der Kaiser tauschte einen verwunderten Blick mit Ben.
„Entschuldigst du dich grade dafür, dass du den Männern, die dich angegriffen haben, weh getan hast?", lachte er amüsiert. Die Schwarzhaarige wurde rot; so wie er das sagte, klang das furchtbar. Yanna warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.
„Ja. BITTE hör auf, dich zu entschuldigen. Ich will dich nicht dran erinnern, wohin das führen kann!"

Junie zuckte betroffen zusammen - nein, daran wollte sie nicht erinnert werden.
Dan, der noch immer an der Tür stand, sah auf Junies Bein.
„Schaffst dus ins Krankenzimmer damit ich mir das mal ansehen kann?", fragte er freundlich. Shanks stand auf.
„Schon gut, bleib hier! Komm mit Yanna, wir holen eure Sachen an Bord. Ben, rede doch mal mit dem Kapitän und überzeug ihn davon, dass er nichts über die beiden jungen Damen an die falschen Ohren trägt, ja?" Yanna verschluckte sich fast an ihrem Sake bei seiner plötzlichen Aufforderung, doch sie gehorchte ihm fast schon automatisch und stand auf. Der Rote besaß eine unheimlich fesselnde Ausstrahlung... und sie mochte ihn irgendwie. Trotzdem sah sie Junie fragend an, ob das für sie auch wirklich in Ordnung war, was diese mit einem leichten Nicken bestätigte.
Bens Mundwinkel zuckten, als auch er sich erhob.
„Aye, ich red mal mit ihm... Wir sehen uns gleich", erwiderte er und zündete sich im Gehen seinen nächsten Zigarillo an.

Junie wagte zumindest einen neugierigen Blick auf seine Rückseite, die aber fast völlig von seinem lila Umhang verdeckt wurde. Trotzdem fiel ihr seine gerade, selbstbewusste Haltung und seine fließenden Bewegungen auf. Ein tonloses Seufzen entwich ihr. Vielleicht sollte sie doch versuchen, das hier zu überstehen, ohne ihn mit ihrer Existenz zu belasten - er wirkte absolut zufrieden mit seinem Leben, das wollte sie ihm nicht vermiesen.

Als alle gegangen waren, trat der hühnenhafte Arzt näher und stellte seine mitgebrachte Behandlungstasche auf den Tisch.
„So, dann wollen wir mal. Ich bin Dan und mein Begleiter hier ist Shun, mit wem haben wir das Vergnügen?", stellte er sich freundlich vor und reichte ihr die Hand. Genauso wie der Affe auf seiner Schulter.
Junie lächelte entzückt und reichte zuerst dem Tier ihre Hand, ehe sie die von Dan ergriff.
„Juniper, aber alle nennen mich Junie! Oder Jules...", erwiderte sie höflich. „Ah, Junie also. Würdest du bitte deine Hose ausziehen, damit ich an die Wunde komme?" Demonstrativ wandte er sich um und wühlte in seiner Tasche, was sie grinsen ließ. Gehorsam zog sie vorsichtig ihre Hose runter und biss vor Schmerz die Zähne zusammen, als sie über die inzwischen unangenehm pochende Wunde strich. Ganz abgesehen von dem noch immer schmerzhaft verkrampften Magen. Aber sie schaffte es und setzte sich mit einem erleichterten Aufatmen wieder hin. Daraufhin wandte Dan sich wieder um, ging vor ihr auf die Knie und wickelte vorsichtig den Stoffstreifen ab.

„Mmh.. ordentlich tief. Ich muss das nähen, okay?" Prüfend sah er sie an, doch sie lächelte unbekümmert.
„Kein Problem, immer her mit der Nadel..." Nun grinste auch er.
„Nicht zimperlich, was? Also haben die Waschweiber da draußen recht und ihr zwei seid wirklich Piratinnen?", fragte er neugierig und bekam von Shun Tupfer und Desinfektionsmittel gereicht, womit er die Wundränder sorgfältig säuberte. Aus irgendeinem Grund stutzte er kurz, doch dann machte er ruhig weiter.
Junie kicherte - gut zu wissen, dass das nicht nur auf der Moby so war!
„Jein. Ich bin eine, Yanna nicht. Sie war bis vor kurzem Handwerkerin bei der Galeera!"

Interesse blitzte in seinen Augen auf, ehe er eine Spritze mit Anästhetikum aufzog und es ihr sehr geschickt injizierte.
„Ha! Ich dachte mir doch gleich, dass du mir bekannt vorkommst. Hab ich dein Gesicht wohl mal auf nem Steckbrief gesehen, obwohl mir dein Name nichts sagt... zu welcher Crew gehörst du?"
Junie biss sich auf die Lippen. Oh Gott, was die Ähnlichkeit echt SO offensichtlich?! Verdammt...
„Ich gehör zu Whitebeard", murmelte sie und hoffte, dass ihn das ablenkte. Tatsächlich zog er sehr überrascht die Brauen hoch.
„Whitebeard? Wirklich? Aber ich dachte, er hat nur... ah, warte! Sag bloß du bist diese geheimnisvolle Whitebeardprinzessin?", feixte er belustigt und begann, den Schnitt fein säuberlich zusammenzunähen.

Junie verzog das Gesicht.
„Oh man... ich hätte nie gedacht, dass dieser Spitzname so ein Eigenleben entwickelt!", seufzte sie, was ihn auflachen ließ.
„Ich hab doch gesagt, Piraten sind die reinsten Waschweiber! Und je berühmter die Person ist, um den sich das Gerücht dreht, desto schneller macht es die Runde. Als einer der vier Kaiser und als stärkster Mann der Welt bekannt, der sogar Roger ebenbürtig war, ist jedes Gerücht über Whitebeard und seine Crew von höchstem Interesse", erklärte er munter, strich vorsichtig eine antiseptische Salbe auf die Wunde und legte ihr den Verband an, den sein Gefährte ihm reichte. „So, fertig. Belaste das Bein möglichst wenig in den nächsten Tagen; kein Rennen, kein Schwimmen, kein Training, klar? Sonst noch irgendwo Schmerzen?"

„Ist gut. Ähm... naja, der Schlag in den Magen tut weh, aber ich fürchte, da lässt sich nichts machen!", antwortete sie mit einem schiefen Lächeln und streichelte mit wachsender Begeisterung über Shuns Rücken. Der kleine Kerl hatte faszinierenderweise sehr menschliche Emotionen; er genoss die Zuwendung, doch sie spürte auch eine fordernde Ungeduld in ihm. Machte sie es nicht richtig? Probehalber kratzte sie mehr über sein Fell, was ihn augenblicklich begeisterte. Mit einem putzig-behaglichen Laut legte er sich bäuchlings auf den Tisch und ließ sich verwöhnen. Junie strahlte - er war so süß!

Dan schmunzelte.
„Kleiner Casanova... solltest du mir nicht helfen?", schimpfte er milde, doch Shun gähnte ihn einfach an und machte sich nicht mal die Mühe, seine Augen zu öffnen. Der Doc schnaubte und wandte sich wieder seiner Patientin zu. „Na, so schön will ichs auch mal haben. Lässt du mich trotzdem kurz einen Blick auf deinen Bauch werfen? Nur um sicherzugehen, dass alles intakt ist. Außerdem hab ich eine Salbe, die Hämatome sehr gut lindert!"
„Klar doch!" Vorsichtig hob Junie ihr Hemd nach oben, wo sich bereits ein riesiger blauer Fleck über ihre halbe Vorderseite gebildet hatte. Autsch.

Auch Dan pfiff anerkennend.
„Donnerwetter, Kleine! Das muss wehtun. Wer hat dir den verpasst?" Sehr vorsichtig tastete er ihren Bauch ab, doch dennoch entfloh ihr ein leises Ächzen.
„Das war Ben...", antwortete sie gepresst und atmete erleichtert auf, als er fertig war. Er lachte kurz auf.
„In dem Fall wundert es mich natürlich nicht mehr. Da hattest du eher Glück, dass es so glimpflich ausgegangen ist", erklärte er sorglos und wühlte in seiner Tasche, ehe er eine Dose und ein Röhrchen hervorzog. Aus dem Röhrchen schüttelte er zwei Tabletten, die er Junie reichte. „Schmerzmittel. Heute und morgen solltest du alle paar Stunden welche nehmen, damit du dich vor Schmerz nicht versteifst und schlafen kannst. Shun, mach dich bitte nützlich und hol ihr ein Glas Wasser!"

Ein wenig unwillig, aber folgsam sprang der Affe auf, holte einen Becher aus Shanks' Schrank und hangelte sich über ein paar Regale bis ins angrenzende Badezimmer. Wenige Augenblicke später hielt er ihr den gefüllten Becher entgegen.
„Dankeschön!", sagte Junie zu beiden und spülte die Tabletten runter. Shun machte eine wegwerfende Handbewegung, streckte sich erneut auf dem Tisch aus und zog ihre Hand unmissverständlich auf seinen Rücken. Kichernd kraulte sie ihn erneut, japste aber gleich darauf, als Dan ihr die kühle Paste sanft auf den Bauch auftrug.

„Keine Ursache. Ich geb dir den Tigel mit, dann kannst du dir das Gemisch selber drei mal täglich auf...", begann er, stockte dann jedoch erneut. Irritiert sah sie ihn an, konnte sein Gesicht aber nicht erkennen, weil er nach unten sah. „Entschuldige, ich wollte sagen: drei mal täglich auftragen", beendete er dann jedoch ruhig den Satz und fuhr dann schweigend mit dem Eincremen fort.
Als er fertig war, schraubte er das Döschen sorgfältig zu.
„Sag mal, Junie... wie alt bist du und woher kommst du ursprünglich?", fragte er plötzlich, während er seine Tasche wieder zusammenpackte.

Sie zuckte kaum merklich zusammen, als sie seine plötzlich veränderten Emotionen wahrnahm. Er wirkte überaus wachsam, angespannt und ein wenig misstrauisch.
„Ähm... Achtzehn, fast Neunzehn. Aufgewachsen bin ich größtenteils in Dawn, wieso?", erwiderte sie nervös, doch er antwortete nicht.
„Und wo bist du geboren?"
Unbehaglich zupfte sie an ihrem Verband herum. Warum wollte er das jetzt wissen? Sie schwieg verunsichert, weshalb er seufzte. Dann wandte er sich erneut zu ihr und sein viel zu wissender Blick bohrte sich in ihre Augen. „Kann es sein, dass du im Northblue auf Lvneel geboren bist?"

Oh.

Scheiße.

Woher...?!

Junie wurde bleich. Fassungslos starrte sie ihn an.
„Ich... aber... wie...", stammelte sie so panisch, dass Dan besorgt die Stirn runzelte und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Oi, ganz ruhig! Tief durchatmen..."
Auch Shun war alamiert aufgesprungen und tätschelte beruhigend ihre erstarrte Hand. Mühsam versuchte sie sich zusammenzureißen, aber ihr Puls raste weiterhin. Wie hatte er das denn jetzt erraten?! Der Hühne seufzte und ging erneut vor ihr in Hocke, wo er sie wachsam musterte.

„Du kamst mir von Anfang an bekannt vor. Erst dachte ich ja, du hättest einen Steckbrief, aber die Whitebeardprinzessin hat keinen. Ich hab die ganze Zeit gegrübelt, woher ich dich sonst kennen könnte... weißt du, als ich dein Bein verarztet hab, hab ich zwei Muttermale entdeckt, die mir ebenfalls bekannt vorkamen. Ich dachte mir noch nichts dabei, aber... direkt neben deinem Bauchnabel hast du noch ein sehr Markantes - und auch das hab ich schon mal gesehen! Junie, ich kenne meine Crew in- und auswendig, sowohl körperlich als auch ihre Lebensläufe. Ich hab dein Alter genommen und zurückgerechnet, wo Ben zu der Zeit war. Du bist seine Tochter, stimmts?" Es war eine rethorische Frage, das wusste Junie.

Mit einem verzweifelten Stöhnen verbarg sie ihr Gesicht in den Händen.
„Oh verdammt...", stieß sie hervor; so viel zu ihrem Plan, sich aus Bens Leben rauszuhalten. Er hatte nicht mal eine halbe Stunde gehalten, wow! Jetzt gab es kein Entkommen mehr... „Auf die ärztliche Schweigepflicht kann ich mich nicht berufen, oder?" Einen Versuch war es wert. Doch Dan schnaubte amüsiert.
„Selbst wenn, würde dir das auf Dauer nichts bringen. Du siehst ihm einfach zu ähnlich, Mädchen! Mich wunderts, dass Shanks noch nicht drauf gekommen ist - oder Ben selbst. Es wäre aber nur eine Frage der Zeit, also hielte ich es doch für klüger, wenn du es ihm selber sagst!"

Junie sah ihn bekümmert an.
„Ich weiß... aber... ich hab echt Schiss davor!", gestand sie leise und fuhr sich aufgewühlt durchs Haar. Die Züge des Arztes wurden weicher, er brauchte kein Haki um ihre Verzweiflung und Angst zu erkennen. Zuerst hatte er befürchtet, dass hinter dieser scheinbar zufälligen Begegnung ein Plan stecken könnte; möglicherweise sogar eine Art Racheplan eines ungewollten Kindes gegen Ben, doch ein Blick auf das kleine Häufchen Elend vor ihm genügte, um das zu verwerfen.

Auch Shun spürte die aufgewühlten Emotionen von Junie, er sprang auf ihre Schulter und flauste nun teilnahmsvoll durch ihren Schopf, was sie unweigerlich mit einem leisen Glucksen quittierte.
„Das kann ich verstehen. Aber auch wenn ich natürlich keine Ahnung hab, wie er reagieren wird: erschlagen wird er dich auf jeden Fall nicht. Und über Bord werfen auch nicht. Er ist ein sehr ruhiger, beherrschter Mensch, schlimmstenfalls steht er auf und geht erst mal am Bug eine Rauchen bis er sich wieder sortiert hat", redete er ihr gut zu. Obwohl er sich wirklich Mühe gab, sich professionell zu geben, funkelten seine Augen nun verschmitzt - dass ausgerechnet sein verantwortungsbewusster, vernünftiger Vize ein Kind hatte (noch dazu eins, das zu Whitebeard gehörte), amüsierte ihn maßlos. Zweifellos würde es in nächster Zeit nicht langweilig werden auf der Red Force!

Mühsam riss er sich zusammen.
„Zieh dich jetzt erst mal wieder an. Ich mach dir einen Vorschlag: Ben wird gleich zurück sein; und ich beschäftige Shanks noch ein bisschen, sodass du Zeit hast, es ihm allein zu sagen. Einverstanden?", bot er freundlich an.
Junie starb innerlich tausend Tode, doch sie nickte stumm und kleidete sich mühsam an. Was hatte sie schon für eine Wahl?
Ooooooh verdammt... warum war sie ausgerechnet hier gelandet?! Und warum war sie nur so ein elender Schisser??
Ein leichter Ruck ging durch das Schiff, Rufe erklangen von Deck und es nahm spürbar Fahrt auf. Der Raubzug war beendet.
Niedergeschlagen kauerte sie sich auf der Bank zusammen und zwang sich einen Schluck Sake hinunterzuwürgen. Das scheußliche Brennen in der Kehle lenkte sie wenigstens kurz ab.

Just in diesem Moment öffnete sich die Tür und Ben kehrte zurück. Junie schrumpfte auf der Bank zusammen und hielt den Blick erneut gesenkt. Dan schmunzelte und winkte Shun, der seine Bemühungen aufgab und auf seine Schulter zurückkehrte.
„Alles erledigt, nichts Ernsteres. Den Schnitt hab ich genäht und gegen die Schmerzen im Magen hat sie Tabletten bekommen!", informierte er seinen Vizen unaufgefordert.
Ben nickte, er wirkte erleichtert.
„Danke, Doc! Nick hat dir eine kleine Kiste Medikamente auf den Schreibtisch gestellt, schau durch, was du gebrauchen kannst!"
Dan nickte und warf einen letzten Blick zu Junie.
„Bis später, Kleine! Falls was ist, kannst du jederzeit zu mir kommen!"
Sie nickte steif.
„Mach ich, vielen Dank!", erwiderte sie nervös und hörte, wie sich die Tür schloss.

Ben trat zu ihr und setzte sich wie vorhin neben sie, um auf Shanks zu warten.
Eine Weile war es still, doch er bemerkte die verkrampfte Haltung und den gesenkten Kopf der jungen Frau neben ihm - es war mehr als offensichtlich, dass sie sich in seiner Gegenwart unwohl fühlte.
„Du nimmst mir die Schläge von vorhin noch sehr übel, was?", vermutete er ruhig. Doch wieder Erwarten schüttelte sie den Kopf.
„Nein, gar nicht... wieso auch? Ich war dein Gegner...", antwortete sie leise, ehe sie schnaubte und ein belustigtes „...falls man das so nennen kann", hinzufügte. Er schmunzelte.
„Natürlich kann man das so nennen! Du hast meinem ersten Schlag fast ausweichen können und den zweiten zumindest teilweise abgeblockt - das ist gar nicht schlecht für dein Alter!"

Junie schluckte trocken und konnte nicht verhindern, dass sich ein warmes Gefühl in ihrem Inneren ausbreitete. Er hatte sie gerade mehr oder weniger gelobt! Das war weit mehr, als sie je von ihrer Mutter bekommen hatte...
„Danke...", erwiderte sie verlegen und atmete zittrig ein. Oh man, wie um alles in der Welt sollte sie es ihm bloß sagen?! Eine Millionen Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf; und eine kam ihr blöder vor als die andere.
Ben beobachtete sie aufmerksam. Wenn sie ihm die Schläge nicht übel nahm, was war es dann? Er war wirklich kein Mensch, der Sympathie bei anderen erzwingen wollte, aber er hatte das deutliche Gefühl, dass das Mädchen sich vor ihm fürchtete... und das gefiel ihm nicht.
„Hast du Angst vor mir?", fragte er sie schließlich direkt und sah, wie sie ertappt zusammenzuckte. Treffer, dachte er unzufrieden. „Warum? Glaubst du, ich würde dir nochmal wehtun?" Junie kapitulierte.
Egal, was sie sagte, es würde falsch sein. Garantiert.
„Nein! Ja... vielleicht?" Mit einem frustrierten Laut fuhr sie sich durchs Gesicht, das noch immer Richtung Boden gewandt war. „Ben, ich... es tut mir so leid... ich... oh man...", begann sie schließlich sichtlich verzweifelt und brachte ihn damit vollends aus dem Konzept. Verwirrt sah er sie an und grübelte, was ihm entgangen sein könnte.
„Was tut dir leid, Kleine? Langsam hab ich das Gefühl, du willst mir einen Mord gestehen", hakte er skeptisch nach. Junie schnaufte, ließ die Hände sinken und atmete tief durch.
„Nein, keinen Mord... eher... im Gegenteil... eine fast neunzehn Jahre zurückliegende Geburt?", gestand sie verzagt und fühlte, wie er neben ihr erstarrte. Automatisch zog sie den Kopf ein und lehnte sich etwas von ihm weg. „Ich... will dir wirklich keinen Ärger machen oder dir anderweitig zur Last fallen, ehrlich! Es tut mir leid, dass ich hier bin, das... hatte ich wirklich nicht geplant!"

Ben starrte wie betäubt auf den zusammengekauerten, schwarzen Schopf der jungen Frau neben ihn. Geburt?!
Ein Kind?
SEIN Kind?
Das konnte doch nicht... konnte das wirklich wahr sein?
„Wie heißt deine Mutter und wo bist du geboren?", fragte er tonlos, wollte zuerst sicher gehen bevor er weiterdachte.
„Evelyn McFinnley, ich wurde auf Lvneel geboren und bin mit zwei Jahren mit ihr nach Dawn gezogen", antwortete sie verzagt.
Angestrengt atmete er aus und stützte überfordert seinen Kopf in seine Hände. Das passte. Also war es tatsächlich wahr... Grund Gütiger.
Er war Vater! So viele Jahre schon, ohne es zu wissen!

Mein Gott, Evelyn... er erinnerte sich lebhaft an sie - und auch an diese eine Nacht, die er mit ihr verbracht hatte. Es gab nicht viele Dinge in seinem Leben, die er tatsächlich bereute, aber das gehörte leider dazu. Und jetzt erfuhr er, dass er sie dann auch noch schwanger zurückgelassen hatte!
Und... Er hatte tatsächlich ein Kind. DIESES Kind, das mit geballten Fäusten zusammengekauert neben ihm saß, als erwarte sie Prügel von ihm. Und dessen Gesicht er noch nicht einmal gesehen hatte, fiel ihm soeben auf. Er ließ seine Hände sinken und richtete sich tief durchatmend wieder auf.
„Würdest du... mich wenigstens mal ansehen?", bat er leise. Er dachte an Shanks' Aussage, sie käme ihm bekannt vor. Sah sie ihm ähnlich? Oder Evelyn?

Sie zögerte kurz, dann atmete sie hörbar verkrampft aus und hob zaghaft ihren Kopf - und Ben sah zum ersten Mal seine Tochter.
Verdammt, sie sah ihm ja wirklich unbestreitbar ähnlich! Nicht nur ihre schwarzen Haare hatte sie von ihm; sie besaß sehr ähnliche Gesichtszüge. Aber am auffälligsten waren die Augen.
Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, in seine eigenen Augen zu blicken... es verpasste seinem Magen ein seltsames Sturzfluggefühl.
Schweigend sahen sie sich an, minutenlang. Ben noch immer fassungslos, Junie furchtsam. Dann zuckte Bens Mundwinkel verräterisch.

„Ich habe wirklich eine Tochter", stieß er mit sehr, sehr kratziger Stimme hervor, ehe sich ein unsicheres, aber ehrliches Lächeln auf seinem zerfurchten Gesicht ausbreitete und ihn auf einen Schlag um Jahre jünger machte.
Eine ganze Felslawine löste sich in diesem Moment von Junies Herzen, als ihr die Bedeutung dieses Lächelns klar wurde.
Er hasste sie nicht.
Er bedauerte ihre Existenz nicht.
Er... schien sich sogar irgendwie zu freuen?!
Junie erwiderte sein Lächeln unendlich erleichtert, musste sich jedoch gleich darauf heftig blinzelnd abwenden. Das war eindeutig zuviel für ihre Nerven... aber sie wollte garantiert nicht JETZT auch noch heulen! Das konnte sie ihm wirklich nicht zumuten. Brüchig atmete sie ein und versuchte sich zusammenzureißen.

Ben zögerte kurz, dann legte er vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. Überrascht sah sie auf und wischte sich hastig über die Augen, doch sie wich nicht zurück, was er als gutes Zeichen wertete.
„Alles in Ordnung?", fragte er leise, was sie mit einem schiefen Lächeln und einem Nicken quittierte.
„Ja... und bei dir?" Ben schnaubte und fuhr sich gleichzeitig durchs Haar, ehe er sich fahrig seinen letzten Zigarillo anzündete - vermutlich hatte er seine Suchtstängel nie nötiger gehabt als jetzt!
„Bisschen überfordert würde ich sagen...", brummte er belustigt.

Junie gluckste.
„Frag mal wies mir ging, als ich erfahren hab, wer mich da vorhin auf die Planken geschickt hat!"
Er grinste und blies den beruhigenden Rauch von ihr weg. Es erstaunte ihn, wie leicht er mit ihr sprechen konnte, obwohl ihn diese Situation so überrumpelt hatte.
„Die erste Begegnung mit meinem Fleisch und Blut und ich verhau es direkt - das wird mir ewig nachhängen!"
Sie kicherte und schüttelte zugleich den Kopf.
„Wie gesagt, ich nehms dir nicht übel. Das schlimmste an der Sache ist ja eher, dass Yanna das vorhergesagt hat! Wir haben vor ein paar Wochen mal drüber gesprochen, wie unsere Väter auf uns reagieren würden... und sie meinte, so finster wie du auf den Steckbriefen schaust, legst du mich als erstes übers Knie!"

Ben lachte laut auf, was sie augenblicklich strahlen ließ - sein tiefes, volles Lachen klang wunderbar und offenbarte eine ganz andere Seite von ihm.
In diesem Moment öffnete sich erneut die Tür und Shanks kam zurück. Als er seinen Vizen so amüsiert sah, schlich sich ein erleichtertes, breites Lächeln auf sein Gesicht und er setzte sich zurück auf seinen Platz, von wo aus er den beiden mit begeistert funkelnden Augen abwechselnd betrachtete. Dan hatte ihn also informiert.
„Wo ist Yanna?", wollte Junie sofort besorgt wissen, doch der Kaiser hob beschwichtigend die Hand.
„Die ist in eurer Kajüte geblieben. Sie hat drauf bestanden, dass ihr euch eine teilt", antwortete er, ehe er Ben zuzwinkerte. „Und ihr habt euch schon angefreundet, wie ich sehe?"

Der Schwarzhaarige lächelte seiner Tochter zu.
„Sieht ganz so aus, oder?"
Verlegen nickte Junie.
„Ja... ich denke schon", erwiderte sie und schob ihre noch fast volle Sakeschale ein Stück von sich, was den Rotschopf zum Grinsen brachte.
„Du magst wirklich keinen Sake, was? Eher der Rum-Typ?" Sie hüstelte.
„Eher der antialkoholische Typ...", berichtigte sie mit einem schiefen Lächeln. Shanks verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen.
„Ernsthaft? Noch so ein Spielverderber? Hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet sowas erblich ist", neckte er seinen Freund gutmütig.

„Wirklich?", strahlte Junie Ben an, der überaus zufrieden grinste.
„Ich behalte gern einen klaren Kopf!", bestätigte er und zwinkerte ihr verschmitzt zu. „Braves Kind!"
„HEY! Für solche Aussagen bist du ein paar Jahre zu spät dran!", empörte sie sich, doch ihre Augen funkelten fröhlich. Wie viel sie wohl noch gemeinsam hatten? Sie brannte darauf, es herauszufinden. Der Angesprochene zuckte jedoch nur ungerührt mit den Achseln.
„Hab offensichtlich was nachzuholen, oder?" Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Wie wärs, wenn du dich auch erst mal ausruhst? Ich bring dich zu deiner Freundin und... wenn du möchtest, reden wir heut Abend nochmal in Ruhe miteinander. Was hältst du davon?"

Junie lächelte.
„Wirklich gern, vielen Dank! Aber du musst mich nicht hinbringen; die Schmerzmittel wirken schon und ich sollte mich ein bisschen bewegen...", erwiderte sie und erhob sich vorsichtig, genauso wie Ben.
„Den Gang runter, rechts abbiegen, zweite Tür auf der rechten Seite!", erklärte der Rothaarige ungefragt und zwinkerte ihr zu, was sie mit einem Nicken quittierte. Dann wurde sie jedoch ernster.
„Vielen Dank nochmal Shanks - für alles!"
Der Kaiser machte eine wegwerfende Handbewegung, seine Augen funkelten erwartungsvoll.
„Nicht der Rede Wert. Ich liebe unerwartete Wendungen - und gute Geschichten!"
Junie verstand den doppelten Sinn hinter seinen lockeren Worten; er wollte mehr über sie beide wissen und hatte noch Fragen.
„Ich bin eine gute Geschichtenerzählerin. Meistens zumindest", erwiderte sie schmunzelnd und warf Ben noch einen letzten Blick zu. „Bis später!"
„Bis später, klopf einfach an die Tür rechts neben dieser", brummte Ben und sah ihr nach, wie sie die Kajüte verließ.

„Na, wie fühlt man sich als Vater?", fragte der Kaiser, kaum, dass sich seine Tür geschlossen hatte. Er lehnte sich zurück und musterte seinen ältesten, engsten Freund aufmerksam.
Dieser seufzte und schüttelte langsam den Kopf, doch es lag ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht.
„Überfordert. Definitiv überfordert...", erwiderte er und setzte sich ihm gegenüber hin. Gewohnheitsmäßig zog er die kleine Schachtel aus seiner Tasche, doch dann fiel ihm ein, dass seine Zigarillos ja leer waren. Er hatte heute deutlich mehr geraucht als sonst... aber konnte man ihm das verübeln?

„Hast du je etwas wirklich bereut?", fragte Shanks mit einem zufriedenen Seufzen und wischte sich den Sake vom Mund. Als er keine Antwort bekam, sah er seinen Vizen stirnrunzelnd an. Der sah schweigend in den Nachthimmel und brummte nur etwas Unverständliches.
„He, was ist?" Eigentlich war es eine rethorische Frage gewesen, auf die er ein klares ‚nein' oder einen Scherz erwartet hatte. Ben bließ langsam den Rauch seines Zigarillos aus der Nase.
„Bereuen ist das falsche Wort. Bedauern trifft es vielleicht eher", antwortete er schließlich. Der Rothaarige wurde ernst und sah ihn auffordernd an.
„Und was bedauerst du?" Der Raucher schwieg lange, doch Shanks wartete geduldig. Er wusste, dass man ihn nicht drängen durfte.
„Lach nicht, aber ich... hätte gern Kinder gehabt. Bevor ich dir gefolgt bin... war ich ziemlich im Zwiespalt ob ich sesshaft werden oder reisen wollte - was du ja auch schamlos ausgenutzt hast!" Er warf seinem Kapitän einen belustigten Blick zu, ehe er fortfuhr. „Einerseits war ein normales, bürgerliches Familienleben nicht besonders reizvoll für mich; allein der Gedanke hat mich eingeengt. Aber die Vorstellung von eigenen Kindern hat mir tatsächlich gefallen. Ich bereue meine Entscheidung, Pirat zu werden nicht und würde es immer wieder so machen, aber ein kleiner Funken Bedauern bleibt..." Überrascht sah der Rothaarige seinen besten Freund an.
„Davon hast du mir nie was erzählt", entgegnete er fast vorwurfsvoll, doch Ben zuckte mit den Achseln.
„Weil es keine Rolle gespielt hat. Du hättest dir eher Vorwürfe gemacht, mich zum Mitkommen überredet zu haben, obwohl das Unsinn gewesen wäre. Jetzt bin ich zu alt, deshalb kann ichs dir sagen".
Shanks seufzte sehr tief.
„Tut mir wirklich leid alter Freund. Du wärst ein guter Vater geworden, da bin ich mir absolut sicher!" Der Grauhaarige lachte plötzlich rau und schlug ihm auf die Schulter.
„Mach dir keinen Kopf drum. Mit euch Kindsköpfen fühl ich mich väterlich genug!" Shanks lachte ebenfalls wieder und stieß kräftig mit ihm an.

„Danke, dass du mir Zeit mit ihr verschafft hast!", fuhr Ben ernsthaft fort. Sein Freund grinste vergnügt.
„Das ist doch das Mindeste! Lern deine Tochter kennen. Sie scheint ja einiges auf dem Kasten zu haben; bisher hab ich dich immer für den klügsten Piraten der Weltmeere gehalten, aber sie scheint dir da offenbar nachzueifern!" Der Raucher lachte unübersehbar stolz.
„Oh ja, ich glaub, die Kleine hat großes Potenzial! Vielleicht kann ich die Zeit nutzen, um ihr was beizubringen. Falls sie Interesse hat..." Seine Heiterkeit verschwand und machte Bitterkeit platz.

„Aber wer weiß, wie nah sie mich an sich ran lässt. Achtzehn Jahre lang war ich ein Vater und wusste es nicht mal. Ich hab ihre Geburt verpasst, ihre ersten Schritte, ihre ersten Worte... ich weiß nicht, was sie gern mag, was sie hasst, wofür sie ein Talent hat oder völlig unbegabt ist, was sie sich erträumt..." Heftig ausatmend fuhr er sich durchs Gesicht, als er sich an Shins Worte erinnerte. „Mein eigenes Kind hat gelitten und allein auf der Straße gelebt, ohne dass ich davon wusste! Ich hab sie und Evelyn im Stich gelassen..."
Shanks beugte sich vor und packte seinen Vizen grob an der Schulter.

„He, hör auf mit dem Unsinn! Wenn du von ihrer Existenz gewusst hättest, dann hättest du Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um sie zu finden und ihr zu helfen - wir BEIDE hätten das getan! Aber wir wussten es nicht, also kannst du dir das unmöglich vorwerfen. Werd auf deine alten Tage jetzt bloß nicht zum Schwarzmaler, klar? Die Kleine scheint dich doch zu mögen. Bis wir die zwei Crews unschädlich gemacht und zur Grandline gereist sind dauert es gute drei Wochen, danach auch nochmal etwas bis wir diese mysteriöse Insel gefunden haben. Lern deine Tochter währenddessen kennen. Sie braucht offenbar grade Hilfe, also hilf ihr JETZT. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, meine volle Unterstützung hast du. Und sobald der Rest der Crew davon Wind bekommt, kannst du mit Sicherheit auch auf sie zählen. Du hast mir gesagt, dass du gern Kinder gehabt hättest - und jetzt hast du tatsächlich eins. Freu dich einfach und schau nach vorn statt zurück, klar?"

Ben atmete tief durch und lächelte seinen energischen Kapitän an.
„Wenn ich dich nicht hätte... danke, alter Freund!", erwiderte er rau. Zufrieden ließ sich Shanks zurücksinken.
„Immer wieder gern!" Er warf einen Blick aus dem Bullauge. „Es ist bald Mittag, unsere Gäste haben bestimmt Hunger - Shin soll ihnen was vorbei bringen, dann haben sie Zeit um sich zu erholen". Er stand auf und ging zur Tür, doch dann drehte er sich noch einmal feixend um. „Ach, wie willst du Lou, Yassop und den anderen eigentlich beibringen, dass wir deine Tochter mit an Bord haben?"

Ben schnaufte amüsiert.
„DAS wird auf jeden Fall lustig..."

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