Behind Me (ehem. behind the s...

By 07nia11

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Wie gut muss man einen Menschen kennen, bevor man über ihn urteilt - oder sich sogar in ihn verliebt?  *** Te... More

Willkommen!
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Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Zusatzkapitel
Zusatzkapitel 2
Ein Überblick

Kapitel 3

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By 07nia11

Tessa

Als ich schließlich bei der Schule ankam, hatte der Unterricht schon begonnen. Trotzdem machte ich mir keinen Stress, sondern parkte meinen Mini neben einen top gepflegten, weißen Audi R8, der inmitten der anderen Autos herausstach. Die meisten Schüler der Jamestown-Highschool konnten sich gerade so einen zerkratzten Gebrauchtwagen leisten oder fuhren das alte Auto ihrer Gran.

Im Gegensatz dazu war der Audi R8 einfach verdammt perfekt, auch wenn der Besitzer das größte Arschloch der Schule und ein verzogener, reicher Möchtegern-Badboy war. Allein sein Name reichte, um mich auf die Palme zu bringen. Dyan. Man hätte gut daran getan, ihn einfach Dummkopf zu taufen.

Von daher blieb mein einziges Zugeständnis an ihn, dass er, was Autos betraf, einen guten Geschmack hatte. Und jeder auf der Schule wusste, dass man sich sein eigenes Grab schaufelte, wenn dieses Auto einen Kratzer abbekam.

Ach was, wenn der R8 einen Kratzer hat, schlägt Dyan jeden krankenhausreif, egal, ob schuldig oder nicht!

Okay. Damit lag sie richtig.

Zu gern wäre ich mit der Hand über den weißen Lack gefahren, aber ich ging lieber auf Nummer sicher, falls noch ein anderer Schüler zu spät kam. Niemand sollte sehen, wie ich Dyans Auto streichelte. Vor allem da es ein offenes Geheimnis war, dass wir uns verabscheuten.

Mit einem letzten Blick auf mein Traumauto wollte ich gerade zur Schule laufen, als mir etwas auffiel - und ich konnte nichts dagegen machen. Ich kugelte mich vor Lachen!

Beschämenderweise liefen die meisten Mädchen Dyan wie treue Dackel hinterher, obwohl dieser sie schlechter behandelte als Sexspielzeug. Um trotzdem seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, war einigen die schrägsten Sachen eingefallen, aber das hier toppte einfach alles!

Mit rotem Lippenstift hatte eines dieser hirnlosen Weiber auf seine Windschutzscheibe geschrieben: ICH LIEBE DICH!!! BITTE RUF MICH AN!

Gefolgt von ihrer Telefonnummer. Oh, und diese Farbe war hundertprozentig Stefanies Lippenstift, die Schulmatratze schlechthin. Anhänglich, kein Schamgefühl und immer nach der Aufmerksamkeit der Badboys hechelnd.

Ich lachte lauthals über die kleinen roten Herzen, die neben der Schrift verteilt waren. Damit würde ich Dyan sowas von aufziehen - und ich würde noch einen drauflegen. Schadenfroh grinsend kramte ich meinen dunkelroten Lippenstift hervor und schrieb auf die Seitenfenster: BADBOY IN LOVE!

Etliche Herzen gab es gratis dazu.

Zufrieden mit meinem Werk trat ich von meinem verunstalteten Baby weg und lief, beziehungsweise hüpfte auf die Schule zu. Nichts ließ einen schneller sein beschissenes Leben vergessen als ein kleiner Streich am Morgen.

***

Die Schulgänge waren komplett ausgestorben, als ich mich auf den Weg zu meinem Matheklassenraum machte. Umso mehr erschreckte mich das laute Knallen, welches mit einem Mal durch die Flure hallte.

Sofort hielt ich inne und schlich mich leise zur nächsten Ecke, hinter der das Geräusch erklungen war, um zu lauschen. Naja, eigentlich war ich mir schon sicher, was da los war. Oder besser gesagt wer ...

Im nächsten Moment bestätigte sich meine Vermutung, als eine tiefe Stimme knurrte: „Hey Kleiner, heute ist Zahltag."

Mein Gesichtsausdruck verdüsterte sich augenblicklich. Dieser Arsch! Man sollte meinen, dass ein Jugendlicher, der einen Audi R8 fuhr, genug Geld von seinem stinkreichen Dad erhielt, um andere nicht abzocken zu müssen.

Dein Vater ist genauso reich und du bekommst keinen Penny ab, erinnerte mich diese dämliche Stimme, doch den Gedanken schüttelte ich ab. Dyan liebte es einfach, ein Arschloch zu sein. Mehr steckte nicht dahinter.

Wieder riss mich ein lauter Knall aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen. Verdammt, der Arme! Warum griff niemand ein? Wo waren denn die Lehr... Ach ja, Unterricht. Die Uhr auf dem Korridor zeigte mittlerweile 8:25 Uhr an.

Schnell spähte ich um die Ecke, um die Situation einzuschätzen. Dyan hatte einen schlaksigen Jungen an die Spinde gedrückt und, nach dem Knallen zu urteilen, nicht auf die sanfte Art und Weise. Drei Kerle kreisten sie ein, die ich sofort als Dyans Gang erkannte - sprich, die anderen Badboys unserer Schule. Nicht sonderlich beeindruckend, wie ich fand.

Ach, versuch nicht, die Mutige zu spielen! Du hast genauso Schiss vor den Muskelprotzen, wie jeder andere auch.

Nein, hatte ich nicht! Naja, also ihre aufgeblähten Arme waren schon ein beeindruckender Anblick. Aber der beste Beweis dafür, dass ich keine Angst hatte, war ja wohl, dass ich nicht davonrannte. Stattdessen straffte ich die Schultern und trat um die Ecke. Ich war so ziemlich die Einzige, die sich überhaupt Dyan und seiner Gefolgschaft in den Weg stellte. Und dementsprechend oft durfte ich das auch machen.

Wieder hob Dyan sein Opfer ein Stück an und knallte ihn an die Spindwand, woraufhin der Junge leise wimmerte. „Bitte! Ich kann euch das Geld nicht geben! Meine kleine Schwester hat bald ..."

Dyan unterbrach ihn mit einem harschen Auflachen.

„Denkst du wirklich, uns interessiert das? Wenn deine Schwester das Geld braucht, kann sie zu uns kommen. Wenn sie sich richtig anstellt, sind wir vielleicht nachsichtig und geben ihr etwas ab."

Beim dreckigen Grinsen der Jungs verzog ich angewidert das Gesicht. Diese Typen waren einfach das Letzte!

Rasend vor Wut lief ich auf die Gruppe zu und rief mit einer aufgesetzt fröhlichen Stimme: „Cole, Ben, Marco, und mein süßer Dyan! Bin ich froh, euch zu treffen!"

Sofort wirbelten drei angepisste Kerle zu mir herum und ja, dafür reichte allein der Klang meiner Stimme. Sogar Dyan wandte den Kopf zu mir, drückte allerdings mit dem Unterarm weiter den Jungen gegen den Spind.

„Boah ne! Auf die Schlampe habe ich echt keinen Bock!", grölte Cole und schaute nach oben, als hoffe er auf Gottes Erbarmen, während die anderen zwei Jungs sich wie eine Mauer aus Muskeln aufbauten.

Selbst als erklärte Hasserin der Jungs musste ich mir eingestehen, dass sie, rein objektiv betrachtet, ein Augenschmaus waren. Cole, der mit seinen blonden Haaren von den anderen hervorstach. Marco, dessen lateinamerikanische Abstammung ihm einen schönen dunklen Teint gab. Und Ben, dessen scharf blickende, blaue Augen mir regelmäßig eine Gänsehaut bescherten, vor allem im Kontrast zu seinen dunklen Haaren und dem silbernen Piercing in seiner Braue. Aber mal ehrlich, mussten ihre Eltern bei der Schwangerschaft irgendwelche Hormone schlucken, damit die alle so dermaßen heiß aussahen? Vielleicht hätten sie sich dann nämlich die Nebenwirkungen durchlesen sollen, wie plötzliche Verdummung, gewalttätige Züge, Testosteron-Überschuss ...

Mal wieder in meine Gedanken versunken katapultierte mich erst Dyans Stimme ins Hier und Jetzt zurück: „Was willst du?"

Ich musterte den Anführer der kleinen Rasselbande.

Dyan war der Inbegriff von dunkel. Seine schwarzen Haare, seine düstere Ausstrahlung, seine monochrome Kleidung. Selbst seine Augen, die tiefbraun waren, schauten immer hart, kalt und unerbittlich. Doch das Gruseligste an der Sache war, dass ich diesen Ausdruck in seinen Augen kannte. Mein Blick war genauso kalt, genauso distanziert, genauso verschlossen. Aber bei mir hatte das einen guten Grund, denn sonst würde Kathrin sehen, wie zerbrochen ich war. Und dann würde ich niemals überleben.

Natürlich hatte ich keine Ahnung, ob Dyan nicht einen genauso guten Grund für diesen Blick hatte, trotzdem reichte mir die Erklärung, dass er einfach ein Arschloch war. Manche Leute verdienten es nicht, dass man sich über sie Gedanken machte.

Zuckersüß grinste ich ihn an. „Ach, ich wollte euch nur daran erinnern, dass andere zu bedrohen, strafbar ist, und wenn die Lehrer es nicht hinbekommen, euch das zu erklären, übernehme ich das gerne." Noch einmal blinzelte ich ihn freundlich an und ließ dann meine Gesichtszüge hart werden. „Und zwar auf meine Weise."

Wie zu erwarten, fingen die vier Idioten bei meiner Drohung nur an zu lachen. Sie konnten ja schlecht wissen, dass ich seit zehn Jahren Kickboxen machte. Naja, genau genommen hatte ich vor einem Jahr aufgehört, da Kathrin es mir verboten hatte. Wie hatte sie sich nochmal ausgedrückt? Ach ja: „Ein solcher Sport ist viel zu undamenhaft für dich." Ich bin mir sicher, die eigentliche Motivation dahinter war, mir alles zu nehmen, was mir Spaß machte.

Allein gegen vier mir körperlich überlegene Gegner wäre zwar eine Herausforderung, aber das wäre es mir wert, um diesen Idioten eine Lektion zu erteilen. Auch Dyan schien der Gedanke gekommen zu sein, dass ich in Unterzahl war, denn sein Grinsen wurde noch ein Stück höhnischer.

„Ach ja, und was willst du machen? Uns schlagen? Süße, übernimm dich nicht." Sein Blick huschte zu dem Jungen, den er noch immer festhielt und dessen Gesicht rot angelaufen war. „Der Kleine hier wird dir kaum eine Hilfe sein."

„Vielleicht steht sie ja auf Schläge", ätzte Cole und erinnerte mich daran, dass auch die anderen drei sprechen konnten.

Wie gerne würde ich diesen Lackaffen eine Lektion verpassen. Allerdings waren meine Kampfkünste bisher immer mein Ass im Ärmel gewesen und das würde ich gerne so beibehalten. Also musste eine andere Lösung her.

„Für was brauchst du überhaupt das Geld?" Zweifelnd zog ich eine Augenbraue hoch. „Oder hat Daddy endlich eingesehen, dass der Sohn eine Enttäuschung ist, und den Geldhahn zugedreht?" Gespielt entsetzt riss ich die Augen auf und legte eine Hand vor meinen Mund.

Dyan spießte mich mit einem wütenden Blick auf, doch ich führte einfach meinen Monolog weiter und kramte in meiner Tasche nach meinem Geldbeutel.

„Das ist für dich sicher schrecklich, mein kleiner Dyan! Hier, nimm das. Sieh es als Spende!"

Als ich ihm zehn Dollar hinstreckte, blitzten seine Augen vor Zorn. Tja, Almosen mochte er wohl nicht. Trotzdem riss er mir mit einem grimmigen Lächeln das Geld aus der Hand, während er mit der anderen immer noch den armen Kerl festhielt, der uns beide nur mit großen Augen betrachtete. „Danke, Tessa, überaus freundlich. Aber ich habe genug Geld."

Er steckte sich den Schein in seine Hosentasche und gab Cole mit einem Nicken zu verstehen, seinen Platz einzunehmen. Dieser lächelte süffisant und nahm Dyan den Jungen ab. Natürlich nicht, ohne den Armen nochmals gegen die Spinde zu hauen. Doch so leid er mir auch tat, musste ich mich doch zuerst auf den wütenden Anführer der Badboys konzentrieren. Und so ungern ich es auch zugab, ich musste mich zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen, als Dyan dicht auf mich zutrat. Zornig und so kurz davor, die Kontrolle zu verlieren wie mein betrunkener Vater, Nacht für Nacht.

Aber wenn ich inzwischen etwas gut konnte, dann über meine Angst hinwegzutäuschen. Also streckte ich nur provokant das Kinn nach vorne. „Und wieso musst du dann andere Leute bedrängen, um an Geld ranzukommen?"

Mit einem schnaubenden Lachen kam Dyan noch ein Stück näher und baute sich vor mir auf. Wenn er dachte, ich würde auch nur einen Zentimeter nachgeben, hatte er sich geschnitten. Nur über meine Leiche. Ich ballte die Hände so fest ich konnte zusammen.

„Ganz einfach, Süße." Er beugte sich zu mir vor und hauchte mir ins Ohr: „Weil ich es kann und niemand, absolut niemand, sich mir in den Weg stellt."

Mir war bewusst, dass das eine unausgesprochene Drohung war. Genauso wie ich mir seines heißen Atems an meinem Hals bewusst war. Doch ich unterdrückte den Schauder, der mir den Rücken hinunterlaufen wollte, und dachte in Sekundenschnelle fieberhaft nach, bis mir die rettende Idee kam. Das ist es!

„Dyan, nimm Hilfe an, wenn man sie dir gibt. Ohne das Geld deines Vaters wirst du meine Spende sicherlich brauchen!"

Dyans Augen loderten wütend auf und er knurrte mich mehr an, als dass er noch sprach: „Hast du nicht zugehört, du dumme Schlampe! Mein Va..." Mitten im Satz brach er ab und betrachtete mich abschätzend. Ich lächelte ihn nur breit an, während bei ihm endlich der Groschen fiel. „Für was sollte ich denn das Geld brauchen?"

Unschuldig wippte ich auf den Füßen vor und zurück und flötete herzallerliebst: „Ach, ich bin gerade an deinem Auto vorbeigekommen und, verdammt, der R8 sah gar nicht gut aus."

Dyans Reaktion auf diesen simplen Satz war köstlich. Zunächst weiteten sich seine Augen ungläubig, bevor sich sein Gesicht verfinsterte, bis ich befürchtete, die anschwellende Ader auf seiner Stirn könnte gleich platzen. Der arme Junge, den sie tyrannisiert hatten, und auch unser kleines Machtspielchen war vergessen, als er mich zur Seite schubste und losrannte. Das Einzige, was ich noch zu hören bekam, war ein: „Du verdammtes Miststück! Was hast du gemacht?!"

Ich konnte nicht mehr an mich halten und lachte los. Sein Gesicht! Einfach grandios! Das Ganze hatte sich so sehr ausgezahlt, dass ich es kommentarlos über mich ergehen ließ, wie die anderen Jungs mir ebenfalls einen Stoß versetzten, als sie ihrem Boss hinterhereilten. Gerade noch rechtzeitig rief ich: „Die Idee kam nicht von mir!"

Und dann war die Badboy-Rasselbande auch schon verschwunden.

Noch immer kichernd packte ich meinen Geldbeutel wieder ein. Also wenn meine Rettungsaktionen immer so abliefen, könnte das ruhig öfter vorkommen! Autos, und speziell Dyans R8, waren definitiv die Schwachstelle dieser Idioten. Nach den Gerüchten, die ich so aufgeschnappt hatte, hatte Dyan weit mehr Geld in sein Auto investiert, als die meisten in unserem Alter besaßen.

Mit einem „Schönen Tag noch!" zu dem Jungen, der seine Rettung noch nicht ganz begriffen hatte, hüpfte ich gutgelaunt zu dem Klassenzimmer, in dem ich Mathe hatte. Dort angekommen klopfte ich kurz an und ging hinein, ohne eine Antwort abzuwarten.

„Guten Morgen, Mr Coleman!", trällerte ich und unterbrach meinen Lehrer mitten in einer Erklärung.

Er kniff den Mund zusammen und betrachtete mich nicht gerade begeistert. „Es freut mich, dass Sie uns auch mit Ihrer Anwesenheit beehren, Miss Anderson. Aber Sie sind", er schaute kurz auf die Uhr, „hmm ... fast vierzig Minuten zu spät."

Ich blickte mich in der Klasse um. Zwei weitere Schüler fehlten und diejenigen, die an ihren Plätzen saßen oder besser auf ihren Tischen lagen, schienen auch nicht sehr interessiert am Unterricht.

„Naja, ich schätze allzu viel habe ich nicht verpasst."

Ich würde mich sicherlich nicht bei diesem Depp entschuldigen. Auch wenn er inzwischen echt angepisst aussah.

„Seien Sie nicht so unverschämt, Miss Anderson! Sie setzen sich jetzt sofort hin! Außerdem erwarte ich Sie das nächste Mal pünktlich!"

Es war offensichtlich, dass er mich am liebsten zum Direktor schicken würde. Aber es war ein offenes Geheimnis, dass mein Vater einer der größten Geldgeber der Schule war. Ich könnte das Gebäude abfackeln und würde danach eine Ehrung erhalten, weil mein Vater die Schule neu errichten ließ. Mr Coleman wusste also aus Erfahrung, dass es ihm nichts bringen würde.

Ich grinste ihn nochmals frech an und wollte nach hinten auf meinen Platz gehen, als mich ein Räuspern aufhielt. „Oh nein, Miss Anderson, ab heute sitzen Sie hier vorne!", sagte Mr Coleman streng und deutete auf einen Platz in der ersten Reihe. Der Anblick meiner neuen Sitznachbarin hätte mir beinahe einen Fluch entlockt.

Nein, bitte nicht das!

Doch wenn Mr Coleman meinen Widerwillen sah, hätte er die perfekte Strafe gefunden, von jetzt bis zum Ende des Schuljahres. Also biss ich mir auf die Zunge und schmiss meine Tasche unter den Tisch, bevor ich mich auf den Stuhl neben Ciara plumpsen ließ. Was so schlimm an Ciara war?

Zunächst ihre Outfits: viel zu kurze Röcke, hautenge Oberteile, die auch im Winter bauchfrei blieben, und zur Krönung knallpinker Lippenstift, der ihr mit ihren hellbraunen Haaren einfach nicht stand. Dazu benahm sie sich, als könnte sie sich alles erlauben, nur weil ihr Bruder ein verdammtes Arschloch war, dem sich niemand zu widersetzen traute. Und ja, ihr Bruder war niemand Geringeres als Dyan.

Noch Fragen, weshalb ich sie nicht ausstehen konnte?

Das einzig Gute an ihr war, dass sie im Gegensatz zu Stefanie nur so aussah, als wäre sie leicht zu haben. Obwohl ... das lag vor allem daran, dass Dyan niemanden an seine kleine Schwester ranließ. Sein Schwesterkomplex war noch größer als sein arrogantes Ego.

Ich schnaubte genervt und auch Ciara schien nicht glücklich über ihre neue Tischpartnerin. Jedenfalls rümpfte sie kurz die Nase und rückte von mir ab.

Toll. Was für ein Spaß.

Schlimmer wäre es nur noch, wenn Dyan den Kurs wiederholen würde und dann zu uns stieße. Aber so grausam wäre das Schicksal nicht einmal zu mir. Hoffentlich.

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