Harry wachte schweißgebadet auf. Der Albtraum hatte ihn noch mehrere Sekunden im Griff, bevor er klarer seinen Körper abtastete. Nein. Alles war dran. Alles war so wie es sich gehörte. Ihn hatte kein Zauber erwischt, er war Daheim in seinem Bett und sicher. Laut seufzte er. Sein Schlaf war schon seit Ewigkeiten nicht mehr ruhig. Dabei wünschte er sich nur eine Nacht, in der er ausschlafen konnte. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass es sich nicht wieder lohnen würde zu versuchen erneut zu schlafen. Er hatte an diesem Sonntag nichts spezielles vor, doch seinen Schlafrhythmus würde er deswegen nicht durcheinander bringen. Harry war froh, dass er überhaupt einen hatte. Vor einem Monat hatte das noch ganz anders ausgesehen. Der Holzboden war kalt unter seinen Füßen, als er sich aus dem Bett schob und die verschwitzte Decke musterte. Die würde er wohl erneut in die Waschmaschine stopfen dürfen. Schwankend taumelte Harry zu seinem Badezimmer, stellte das Wasser seiner Dusche an und ließ sich darunter gleiten.
Es war eine altbekannte und schon fast willkommene Kälte, die ihn für wenige Sekunden empfing, bevor er sich davon verschlungen fühlte, wie damals von den Algen im See. Beinahe hatte Harry das bedürfnis schnappartig nach Luft zu röcheln, bevor er seine Augen weit aufriss und sich das Wasser erwärmte. Die Panik von damals hatte ihn für wenige Sekunden im Griff gehabt, aber es war vorüber. Er sah an sich runter, lehnte sich mit dem Kopf gegen die Fliesen. Er war nicht im See und auch nicht im Fluss. Sein Herz pochte wild. Er konnte seinen Brustkorb dabei zuschauen wie er sich hob und senkte, wie sein Herz darunter arbeitete. Seine Hüftknochen schauten knochig hervor und Harry biss die Zähne zusammen, während er versuchte die Narben auf seiner Haut zu ignorieren. Sie erinnerten ihn... Er war schon mal trainierter. Er hatte vor dem Kampf muskeln gehabt, von denen man keinen Milimeter mehr erblickte. Er fand sich nicht ansehnlich.
Er drehte sich um, spürte die Wand nun im Rücken und ließ sich das Wasser ins Gesicht fallen, während er an der Duschwand herab rutschte. Er sah den Wasserdampf in der Luft, spürte wie es schwerer wurde zu atmen. Aber es war okay. Denn er atmete. Nicht so wie manch anderer. Nicht so wie… Harry starrte dem Wasser dabei zu, wie es in den Abfluss gezogen wurde. Er hatte Lachen im Ohr. Das Lachen der Zwillinge in den Duschen nach dem Quidditch Training, wie sie Witze machten oder Komplimente zu den Körpern ihrer Mitspieler. Harry sah dabei zu wie das Wasser sich rot färbte, ließ zu wie die Erinnerung von seiner und Dracos Begegnung im Badezimmer damals ausgegangen war. Er sah Dracos Blut vor seinen Augen, wie das im Wasser schwamm, wie es wirbelte.
Er ließ zu, dass die Tränen über seine Wange liefen. Er musste sich hier nicht verstellen. Konnte hier seine Schuld fühlen und sehen. Seine Ängste, alles so nah aufgereiht vor ihm. Das prasselnde Wasser von oben, es erinnerte ihn an die Regentage, die er mit Ron und Hermine im Zelt verbracht hatte, erinnerte ihn an einige Tage, die er im Griffindorturm nur zugeschaut hatte wie die Regentropfen gegen die Scheibe schlugen. Harry war nackt und er genoss es auf eine schmerzhafte art. Er konnte das Blut von seinen Händen abwaschen, die Tränen von seiner Wange. Die Erinnerungen aus seinem Kopf. Nur träge erhob er sich wieder, seifte sich ein und Wusch sich ab. Es war eine Handlung über die er nicht nachdenken musste. Sie passierte einfach. Routiniert, inhaltslos.
Harry trat mit noch nassen Haaren in sein Wohnzimmer. Es wirkte leer und kahl. Er hatte an den weißen Wänden keine Bilder hängen. Er hatte keine Schränke, keine Regale. Sein durchgelegenes Sofa stand an der Wand, davor mitten im Raum der Fernseher. In der anderen Ecke war sein kleiner Esstisch mit zwei Stühlen und direkt daneben war der Torbogen zu seiner mickrigen Küche. Neben der Küche, die Tür zu seinem Schlafzimmer in dem Harry weniger nächtigte als auf seiner Couch. Sein Wohnzimmer besaß sonst noch die Wohnungstür und ein großes Fenster. Hinter dem Fenster gab es nicht viel zu sehen. Harry wohnte nur im dritten Stock. Er konnte also aufs Dach des Nachbarhauses blicken, die Wolken sehen und die heiße Mittagssonne genießen, wenn er zu dem Zeitpunkt daheim war.

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Horkrux Fluch
FanfictionHarrys gr??tes Geheimnis darf niemand erfahren. Keiner. Niemals. Nie. Doch er muss feststellen, das Spione einen gewissen Sinn für Geheimnisse haben und schnell darin sind, sie heraus zu finden. Genau so wie welche, die auch gro?e Geheimnisse mit s...