~Julia~
Ich steckte tief unten, in einem Schacht, es kam nur wenig Licht zu mir, aber ich hatte keine Angst. Hatte ich noch nie gehabt.
Ich versuchte das Positive in allem zu sehen. Ich versuchte zum Beispiel die Pflanzen im Brunnen zu erkennen, ich sah eine dunkelgrüne Pflanze, auf der ich gelandet war und die sich bis ganz nach oben schlängelte.
Mein Vater kam bestimmt bald wieder und holte mich hier raus, es waren zwar schon mehrere Stunden vergangen, seitdem er gegangen war, aber ich blieb optimistisch und wartete weiter. Weiterhin summte ich vor mich hin und sah mich einfach etwas um.
~Zahnfee~
Es war merkwürdig, normalerweise führten mich mein Zepter und meine Magie zu einem normalen Haus oder zu einer Wohnung, doch dieses Mal befand ich mitten in einem Wald. Wie konnte ein Kind einen Zahn im Wald verlieren, was machte es um diese Zeit im Wald?
Ich ging vorsichtig auf einen Brunnen zu, aus dem ein leises Summen zu hören war. Langsam blickte ich hinunter und sah ein kleines Mädchen. Ich war geschockt- warum ließ jemand ein Mädchen wie sie in einem Brunnen zurück? Ich war mich sicher, dass sie nicht alleine unterwegs gewesen war, also warum war niemand bei ihr?
„Hallo", rief ich zaghaft hinunter.
„Hallo!", antwortete das Mädchen fröhlich. Ihre Stimme enthielt nichts als Freude, weder Angst, noch Unsicherheit.
Wenn mich Nachts durch Zufall jemals ein Kind sah, begann es zu schreien... sie hatten Angst vor mir, aber dieses Mädchen... Sie war glücklich mich zu sehen. Dieses eine gesprochene Wort von ihr erwärmte mein Herz, schon seit Jahren hatte sich niemand mehr gefreut mich zu sehen.
„Wie bist du nach dort unten gekommen?", fragte ich.
Sie antwortete: „Ich bin gefallen, was sonst?"
„Warst du alleine hier im Wald?", fragte ich zögernd.
„Nein, ich war mit meinem Vater hier, er hat gesagt er holt Hilfe", meinte sie.
„Wann war das?"
Sie sagte: „Ich weiß nicht genau... aber ich konnte noch die Sonne sehen und sie hat mich geblendet!"
Ich spürte Wut in mir aufkommen. Ihr Vater hatte sie eiskalt zurückgelassen und hatte nicht vorgehabt zurückzukommen.
„Wie heißt du?", fragte ich.
„Julia"
Ich sagte: „In Ordnung Julia, ich möchte, dass du dich gleich an dem Strang festhältst.
Sie tat wie ihr befohlen und machte sich bereit. Ich ließ meine Zahnseide zu ihr herunter und sah, wie sie sie griff.
„Julia, halt dich jetzt bitte, so fest wie möglich an der Schnur fest, okay?"
Sie nickte und in der nächsten Sekunde stand sie bereits oben. Das Mondlicht schien auf uns herab und ich befürchtete, dass sie jetzt panisch vor mir weglaufen würde, da sie nun mehr von meinem Gesicht sah.
„Du bist die Zahnfee oder?", fragte sie beeindruckt.
„Du bist ein schlaues Mädchen Julia. Sieh mal, ich schenke dir meine Zahnseide. Sie ist so fein gesponnen, dass man sie nicht sehen kann, sie wird dir deinen Weg nach Hause zeigen"
Es war schwer für mich Julia noch aus dem Wald herauszuführen und sie dann zurückzulassen, doch auch ich musste nach Hause. Julia würde wieder zurück bei ihren Eltern sein, die sie anscheinend verabscheuten und ich hatte nichts dagegen getan.
Eine Woche später
Heute Abend war ich schon gut herumgekommen, ich war bei mindestens zwanzig Kindern gewesen und sie alle hatten ein Goldstück bekommen, wie üblich.
Ich öffnete die Tür zum nächsten Haus und schlich hinein. Das Zimmer war relativ schäbig eingerichtet, ein hölzerner Kleiderschrank stand in der, von ein paar Spinnweben bedeckten, Ecke, das Bett stand in eine andere Ecke gerückt und es lag ein einzelnes Pferdespielzeug auf dem dreckigen Boden. Entweder war diese Familie sehr arm, oder sie scherte sich nicht besonders viel um dieses Kind.
Ich ging immer weiter an das Bett heran und stockte, als sich das Kind langsam bewegte und sich aufsetzte.
„Zahnfee?", fragte sie.
Ich nickte und legte einen Finger an meine Lippen. Erst dann erkannte ich, wer sie war.
„Julia?", fragte ich fassungslos.
Ihre Eltern schienen also wirklich nicht gut für sie zu sorgen.
„Warum bist du denn so spät noch wach?", fragte ich sie.
„Ich habe auf dich gewartet... ich habe Angst hier zu Hause"
„Weißt du Julia, in Wirklichkeit hat die Angst selber Angst, und wer hat schon Angst vor jemandem der Angst hat?"
„Ok, das macht Sinn denke ich"
„Was ist denn hier bei dir zuhause passiert, dass du Angst hast?", fragte ich.
Sie sagte: „Meine Eltern streiten sich die ganze Zeit und schreien mich an, wenn ich irgendetwas sage. Mein Vater hat mich außerdem geschlagen"
„Julia... ich mache dir ein Angebot. Möchtest du weiter hier zuhause bleiben?"
Sie schüttelte den Kopf.
„Möchtest du zu mir mitkommen? Dein Eltern werden das bestimmt verstehen"
Sie fragte erstaunt: „Darf ich denn?"
Ein Lächeln zuckte über mein sonst immer ernstes Gesicht: „Natürlich darfst du"
Sie griff unter ihr Kissen und holte ihren Zahn heraus, den sie mir in die Hand legte. Ich gab ihr ein Goldstück und verstaute den Zahn in meinem Mantel.
Sie schaute mich lächelnd an und schloss mich auf einmal in den Arm. Mir war diese Geste in den letzten Jahren fremd geworden, aber es tat gut. Ich hob sie hoch, auf meine Schulter und erschuf die magische Tür, zu meinem zuhause. Dort angekommen lief sie sofort los und warf sich auf das Sofa, welches im Raum stand.
„Hier ist es wunderschön!", rief sie. Auch das überraschte mich, das ganze Hotel und ebenfalls alle privaten Räume waren sehr dunkel gehalten. Das dieses Haus einem Kind gefiel war für mich interessant zu beobachten. Aber wahrscheinlich war das hier Luxus für sie, im Vergleich zu ihrem Zimmer.
Ich zeigte Julia ihr Zimmer und machte mich auf den Weg in meine Werkstatt und holte alle Zähne hervor, die ich heute Nacht eingesammelt hatte. Alle tat ich in eine Schüssel und zermalmte sie, bis auf einen. Den von Julia behielt ich als Andenken an diese wichtige Nacht, denn Julia war ab heute meine Tochter und ich hatte die Verantwortung für alles, was ihr passierte.
Als es schon fast wieder dämmerte, ging ich nach draußen und verstärkte den Schutzschild um die Erde, doch ich merkte erst zu spät, dass Julia mir gefolgt war.
„Was machst du da?", fragte sie.
Ich zuckte zusammen und drehte mich schnell um.
„Julia. Du solltest doch schlafen", meinte ich ruhig, nachdem ich realisiert hatte, dass sie es war.
„Ich konnte nicht schlafen", sagte sie leise.
Ich seufzte: „Komm, ich bring dich ins Bett"
Als sie sich schließlich hingelegt hatte, deckte ich sie noch zu.
„Was machst du eigentlich mit den Zähnen der Kinder, die du sammelst?"
„Das erzähle ich dir ein anderes mal. Gute Nacht"
„Gute Nacht!"
Ich nahm mir vor meinen Bruder zu verfluchen, wenn er Julia heute keinen guten Schlaf bescherte.
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Das war jetzt das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen <3
Ich freue mich über Feedback in den Kommentaren, solange diese konstruktiv ist :)

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Die Tochter der Zahnfee | Eine Julien Bam Fan Fiction
FanfictionDie Tochter der Zahnfee, eine abge?nderte Form von der Songs aus der Bohne Saga, mit der Theorie, dass Julia Rhuns Tochter ist. Viel Spa? beim Lesen <3 >>Ich rannte auf meinen Vater zu, doch kurz bevor ich ihn erreichte, durchbohrte meinen...