Wir gehen zum Frühstück. Nurio hat sich verabschiedet und zugesagt, zum Kampf zu kommen und ihn sich anzuschauen. Er wird dabei aber nur aus der Ferne zusehen dürfen. Reni und ich werden hingegen von unserer Zofe zum Frühstück begleitet.
„Du willst wirklich Nurio zum Hauptmann ernennen?", raunt mir Erina zu.
Zuvor hat sie sich im Gang umgeschaut, damit uns ja niemand belauschen kann. Sie ist vorsichtig, das gefällt mir.
„Ja, das werde ich."„Du hast keine Ahnung, welche Freude du mir damit machst."
„Dir?", frage ich ein wenig überrascht.
„Dem Hauptmann steht im Schloss eine Wohnung zu."
„Ja und?"
„Wenn er im Schloss eine Wohnung hat, dann kann er mich heiraten. Bisher war das das Problem."
„Du liebst ihn sehr", stelle ich fest.
„Und er mich. Wir sprechen schon lange davon, wie schön es wäre, heiraten zu können."
„Dann geht dieser Traum hoffentlich bald in Erfüllung", sage ich.
„Würdest du ...", beginnt Erina. Sie bricht aber beschämt ab.
„Würde ich was?"
„Das ziemt sich nicht zu fragen, verzeih!"
„Nun sag schon."
„Ich wollte dich fragen, ob du meine Trauzeugin sein könntest", antwortet sie schüchtern.
„Von Herzen gern!"
Ich nehme sie spontan in den Arm und drücke sie. Sie aber strahlt über das ganze Gesicht. Ich glaube, ich hätte ihr keine größere Freude machen können.
Wir haben inzwischen den kleinen Speisesaal der königlichen Familie erreicht. Auch heute sind wir die Letzten. Wir begrüßen alle und setzen uns hin.
„Ich dachte schon du kommst nicht", begrüßt mich der Prinz.
„Warum sollte ich nicht kommen?"
„Weil du Angst hast und kneifst?"
„Wovor sollte ich Angst haben?"
„Vor dem Kampf?"
„Da kennst du mich schlecht."
„Hast du schon einen möglichen Nachfolger für den Hauptmann?", will nun die Königin wissen.
„Ich habe jemand ins Auge gefasst."
„Und den würdest du uns aufs Auge drücken, solltest du gewinnen?", mischt sich wieder der Prinz ein.
„Ich gehe davon aus, dass ich den Mann nicht nur ernenne, er darf auch ohne meine Zustimmung nicht abgesetzt werden", stelle ich klar.
„Spinnst du?", will der Prinz wissen.
„Ich verstehe deine Vorbehalte", meint Nanna mit sanfter Stimme. „Deine Ernennung darf ohne deine Zustimmung nicht mehr zurückgenommen werden. Du hast mein Wort."
„Aber Mutter, du kannst doch nicht eine ausländische Prinzessin bestimmen lassen, wer bei uns die Wachen führt?"
„Nea ist keine ausländische Prinzessin, sie ist die Tochter meiner engsten Freundin und sie hat die Machenschaften des alten Hauptmanns aufgedeckt, die keiner von uns erkannt hat."
„Aber Mutter ..."
„Nichts aber! Ich habe Nea mein Wort gegeben und das gilt", stellt die Königin klar.

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Die junge Prinzessin
FantasyNach "Die junge Kriegerin" und "Die junge K?nigin" ist dies der dritte Teil der Trilogie.