,,Miss Loreen, wir befinden uns am Ziel", machte der Chauffeur auf sich aufmerksam.
Er brachte mich seit genau vier Jahren jeden Tag hier her und holte mich genau am selben Platz wieder ab.
Und ich wusste bis jetzt immernoch nicht, wie er hieß.
Nicht, dass es mich interessieren würde, denn seinen Namen verriet er mir nie.
Auch die Anderen sprachen ihn nie mit seinem richtigen Namen an, so wie er die Anderen nie mit ihren richtigen Namen ansprach.Man nannte ihn Mister B.
Ich hatte mich daran gewöhnt ihn nicht beim richtigen Namen nennen zu dürfen.
Ich nannte ihn einfach Chauffeur, auch wenn das ziemlich abgehoben klingen musste.
Doch was konnte ich dafür, wenn mir Niemand seinen Namen verraten wollte oder nicht konnte?
Mit dem üblichem desinteressierten Blick trat ich aus der viel zu protzigen Limousine.
Mit den üblichen, neidischen Blicken wurde ich, wie jeden Morgen von meinen Mitschülern empfangen.
Mit dem üblichem, vernichtendem Blick hielt ich meine Mitmenschen auf Abstand.
Ich fragte mich nicht, was sie wohl von mir denken mussten.
Warum sollte ich auch nach etwas fragen, was ich bereits wusste?
Es gab viele Dinge, die ich wusste. Ich wusste sie einfach.
Aber es gab auch viele Dinge von denen ich keine Ahnung hatte.
Ich war auch nur ein Mensch und Menschen mussten Erfahrungen sammeln.
Manchmal fühlte ich mich jedoch nicht, wie ein Mensch.
Wie sollte ich auch, wenn man mich wie eine gefährliche, hochexplosive Chemikalie behandelte?
Mit den teuren Markenklamotten an mir klebend, begab ich mich auf den langen Weg, in Richtung Klassenzimmer.
In den langen Gängen tummelten sich nur so die Schüler, welche sich lautstark unterhielten.
Ich ignorierte diese und durchquerte die große Aula, das Zentrum des Gebäudes, welche man von jedem Stockwerk aus überblicken konnte.
Ich spürte die brennenden Blicke, die mich zu verfolgen schienen und wusste, dass sie in diesem Moment ihre Handlungen unterbrachen, nur um mich beim Laufen zu beobachten.
Der bloße Gedanke daran und das Wissen brachten mich zum schmunzeln.
Wie nutzlos diese Menschen doch waren.
Um ihnen eine schöne Show, als das hübsche, unantastbare Mädchen zu liefern, gab ich mir alle Mühe möglichst elegant voranzuschreiten.
Nach diesem eigentlich kurzen Weg, welcher mir unendlich lange vorkam stand ich nun in meiner Klasse.
Wie jeden Morgen taten die anderen so, als ob sie mich nicht bemerken würden. Doch ich wusste, dass sie mich mit dem dritten Auge in ihrem Hinterkopf beobachteten.
Belustigt von diesem Gedanken hob ich kurz meinen rechten Mundwinkel, in dem Wissen, dass es Niemand gesehen hatte.
Leichtfüßig begab ich mich in die hintere Ecke zu meinem Sitzplatz.
Langsam streifte ich mir den dunkelgrauen Mantel ab, unter dem mein weißen Seidenkleid mit einem pinkem Blumenprint zum Vorschein kam, welches ich zusammen mit schwarzen Samtpumps und einer durchsichtigen Nylonstrumpfhose präsentierte.

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Heroes
FantasyAm selben Abend, im selben Zimmer wurden zwei M?dchen geboren. Am selben Abend, im selben Zimmer wurden zwei M?dchen beschenkt. Am selben Abend, im selben Zimmer wurde ein M?dchen auserw?hlt. Es erhielt die Macht. ...