JUST RUN (tmr, minho)

Chapter 12

___the next one___

Thomas hatte sich in den nächsten Wochen kein einziges Mal bei den anderen Blicken lassen. Rosalind konnte nicht sagen, dass sie deswegen enttäuscht oder gar traurig war. Er hatte sie über ihre Zukunft im Dunkeln gelassen, sie konnte ihm nicht einfach verzeihen.

Niemand aus ihrer Gruppe wusste, wer der Nächste werden würde, der mit WCKD mitgehen musste. Newt hatte für sie alle beschlossen, dass sie den anderen Jungen nichts von Thomas's Beichte erzählen würden. Panik würde ihnen in ihrer ohnehin hoffnungslosen Situation nicht helfen. Rosalind hatte in Minho's Gegenwart nie wieder das Wort Flucht in den Mund genommen, seine warnende Stimme an dem Abend in dem alten Heizungsraum war genug gewesen, um diesen Gedanken auch aus ihrem Kopf zu streichen. Sie hoffte nur, dass er mit ihrer Chance nach Phase 1 recht behalten würde.

An dem Abend vor dem zweiten Besuch von dem Rattenmann, schlichen sich Rosalind, Minho und Newt die Treppen nach unten zu Gruppe B. Das braunhaarige Mädchen war erst einige Male in den letzten Wochen dort gewesen und durfte Newt's Schwester Sonya kennenlernen. Sie war stark und mutig, was ihr Respekt von allen einbrachte. Newt hatte, verständlicherweise, Angst davor, der Nächste zu sein und so wurden ihre Besuche bei Gruppe B immer häufiger. Er wollte seine Schwester noch so oft wie möglich sehen, bevor er sich nicht mehr an sie erinnern konnte.

Allein bei dem Gedanken an Aidan wurde Rosalind kalt. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihren Bruder einfach so zu vergessen. Seitdem sie bei WCKD war, war er ihr Anker und hatte sie unbewusst davor bewahrt, sich WCKD komplett hinzugeben. Sie konnte sich nicht vorstellen ihn zu vergessen und so verdrängte sie den Gedanken daran immer und immer wieder.

"Sonya!", flüsterte Newt, als er ihre Zimmertür öffnete und keine Sekunde später schlangen sich die Arme seiner jüngeren Schwester um seinen Hals. Schweigend blieben Rosalind und Minho auf dem Gang stehen, ließen Newt seine Zeit mit seiner Schwester und hielten die Augen nach WCKD Soldaten Ausschau. Während Minho immer wieder vor dem Mädchen hin und her lief, stand dieses mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck gegen die Wand gelehnt da und spielte mit ihren Fingern.

"Was, wenn wir uns nie wieder an all das hier erinnern werden?", fragte sie nach einigen Minuten leise, damit Newt und Sonya sie nicht hören konnte. Ihnen ging es schon schlecht genug, da wollte sie nicht auch noch nachhelfen. Abrupt verharrte Minho vor ihr und drehte sich zu dem Mädchen, sodass sie sich in die Augen starrten.

"Dann werden wir uns einfach wieder anfreunden. Tief in dir wirst du immer noch der selbe Mensch sein, genau wie ich. Warum sollten wir uns im Labyrinth hassen, wenn wir jetzt Freunde sind?", fragte er ruhig. In Rosalinds Kopf hörte es sich logischer an als alles, was sie je gehört hatte, aber trotzdem konnte sie ihm nicht glauben. Sie
wollte es, aber es war einfach nicht möglich.

"Aber, wenn-"

"Hör auf darüber nachzudenken, Rose. Wir werden nicht zu Feinden, nur weil wir uns nicht mehr erinnern. Wir werden uns super verstehen, ich verspreche es dir.", redete er ruhig auf sie ein, was Rosalind dazu brachte, den Kopf zu schütteln. Nicht weil sie ihm glaubte, sondern weil sie ihm keine Sorgen bereiten wollte. 

"Ich hoffe du hast recht."

"Wann habe ich mich jemals getäuscht? Alles wird gut werden."

***

Als Rosalind am nächsten Morgen den Speisesaal betrat wusste sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Stimmung war an einem Tiefpunkt, es herrschte dröhnende Stille zwischen den Jungen, die alle auf ihre Teller starrten. Schweigend lief sie zu Minho und Aidan hinüber, die ebenfalls fiel zu beschäftigt mit ihren Broten zu sein schienen. Doktor Barnes hatte sie heute zu spät abgeholt, was allein schon merkwürdig genug war. Jetzt dieser Stimmung um sich herum ausgesetzt zu sein, machte nichts besser für das Mädchen.