Keine 20 Minuten später, hörte ich Tae und Jin an meine Zimmertür klopfen: „Hey Chim, was war denn da eben los? Geht es dir gut?" „Wir machen uns Sorgen!"
Langsam kroch ich aus meiner Höhle heraus uns setzte mich auf: „Kommt rein..." sagte ich und meine Stimme klang genauso mutlos, wie ich mich fühlte.
Die Tür flog auf und Tae eilte direkt zu mir, um mich in die Arme zu nehmen. „Was hat der Kerl wieder gemacht?"
Ich seufzte. „Er hat gedacht, ich hätte Jungkook darum gebeten, unser ‚zufälliges' Treffen in der Boxhalle heute zu arrangieren."
Tae schien diese hanebüchene Anschuldigung kurz die Sprache zu verschlagen. Er löste sich von mir und sah mich entgeistert an „Hää!?"
Jin, der sich an das Fußende meines Bettes gesetzt hatte, verzog das Gesicht. „Das ist so falsch, dass es mir körperlich weh tut."
Das entlockte mir jetzt allerdings doch ein müdes Lachen „Ja, genau... Und zusätzlich hat er mich noch sehr nachdrücklich gewarnt, ihm nicht zu nah zu kommen."
Jetzt bekam Taes Miene etwas sorgenvolles „ ‚Sehr nachdrücklich'? Hat er wieder..."
„Nein, zum Glück nicht. Er hat es großzügigerweise bei ein bisschen Würgen belassen."
„Was!?" schrie mein bester Freund entgeistert auf und untersuchte sofort meinen Hals. „Das geht gar nicht Chim, du musst ihn melden!"
„Komm schon Tae, als ob Enhanced irgendetwas unternehmen würde... Ich weiß, dass ich in den Augen der Organisation wichtig bin, aber ich bin trotzdem niemand, im Vergleich zu ihm. Wenn ich das melde, werde mit Sicherheit ich versetzt und nicht er. Nicht mehr mit euch beiden in der gleichen Klasse zu sein, wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte in diesem Irrenhaus. Ganz zu schweigen davon, was eine Versetzung für meine Mutter bedeuten würde..."
Tae dachte kurz über meine Worte nach, kam dann aber wohl auch zu dem Schluss, dass ich leider recht hatte: „Das ist so unfair!"
Auch Jin, der in solchen Momenten oft mit einem rettenden Einfall glänzen konnte, schaute nur betreten auf das Bettlaken: „Unfair hat Enhanced noch nie gestört..."
Bis zu unserem Einzelunterricht hatten wir noch 2 Stunden Zeit und diese verbrachten wir im Bett und schauten eine Serie, während wir einen riesigen Becher Eis aßen, den Tae für solche Notfälle im Vorrat liegen hatte.
Um nichts auf der Welt durfte ich riskieren, hier von meinen Freunden getrennt zu werden.
-
Am nächsten Morgen nach Geschichte, als ich gerade mein Buch einpackte und mit Tae ein Schwätzchen hielt, kam Jin begeistert auf uns zugeflogen.
„Was ist denn mit dir los?" Mein bester Freund wirkte von Jins plötzlichem Tatendran ebenso überrumpelt wie ich.
„Wir üben jetzt Schießen!" verkündete Jin feierlich und strahlte übers ganze Gesicht.
Bei seinem Enthusiasmus konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen „Ist das das ‚Richtige', ja?"
„... Es ist so richtig, wie schon lange nichts richtig richtig war!" trällerte er euphorisiert, packte uns und schob uns zur Klassentür hinaus.
Auf unserem Weg zum Schießgelände erklärte der Älteste uns in aller Ausführlichkeit, wie sich seine Gabe anfühlte. Wie es sich anfühlte, wenn etwas ‚richtig' oder ‚falsch' war und welche Nuancen es dabei zu beachten galt. Tae verstand nur Bahnhof, erkläre mal jemandem, der noch nie sehen konnte, wie die Farbe Lila aussieht... Unsere Gaben waren oftmals eigene Sinne und als solche für andere schwer nachzuvollziehen.

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Enhanced ~ Yoonmin
FantasyMit 10 Jahren wurde ich unter vielen Bewerbern ausgew?hlt und erhielt eine Operation, die mich zum Stolz meiner ganzen Familie machte. Woher h?tte ich damals wissen sollen, dass meine besondere Gabe meine ganze Identit?t werden würde? Sie war mein e...