„Ich bin zu Hause!"
Die Bewegung mit dem Fuß die Tür zuzudrücken und gleichzeitig meine Tasche in die nächstbeste Ecke zu schleudern, war mir mittlerweile so vertraut, wie die Anordnung meiner Kissen auf meinem Bett.
Und mindestens genauso vertraut, war mir der Ruf von Jin, dass ich meine Tasche doch gefälligst sofort in mein Zimmer räumen sollte, dem ich allerdings nur nachging, wenn in seiner Stimme dieser leicht gehetzte Unterton mitschwang, der mir deutlich signalisierte, dass er schlechte Laune hatte und bei jeder noch so kleinen, falschen Bewegung zum Drachen mutierte.
Heute war dieser Unterton nicht da, sodass ich ohne befürchten zu müssen, gleich mit dem Kochlöffel erschlagen zu werden, in die Küche gehen konnte und mich gleich auf einen der Barhocker setzte.
„Schönen Tag gehabt?", fragte Jin ohne aufzusehen. Er war offensichtlich gerade höchst konzentriert auf das was auch immer er da gerade in kleine Stückchen schnitt.
„Ich denk schon. Wir haben die genauen Informationen zu der Klassenfahrt bekommen", teilte ich ihm mit und bereitete mich schon mental darauf vor, ihm von meiner Angst zu erzählen, die ich davor hatte.
„Die Adresse und Dauer? Die hab ich schon vor einer Weile per E-Mail bekommen", meinte er nur unnötigerweise und nahm das Brett um das Gemüse in einen Topf zu kratzen, wo vermutlich schon Wasser kochte.
Es roch gut.
So wie immer.„Ja, aber nicht die Packliste", murmelte ich und spielte etwas mit dem Tischschmuck.
Wie sollte ich anfangen?Hey Jin, ich hab Angst zu schlafen, weil ich da die Wahl habe, der bewegungsunfähige Siebenschläfer oder das mit Koffein vollgepumpte Eichhörnchen zu sein?
„Steht da irgendwas besonderes drauf?", fragte Jin mich und drehte sich zu mir um.
In der einen Hand das Messer, die andere auf der Arbeitsplatte hinter sich um sich abzustützen.„N-nein. Aber eigentlich wollte ich..."
„Ja?"
„Ich wollte dich fragen, wie ich das machen soll, wenn ich schlafe."
Jin zog eine Augenbraue hoch und spielte etwas mit dem Messer herum, als würde er nachdenken.
„Glaubst du das wird zu einem Problem?", fragte er nach einer Weile und drehte sich wieder zu seinem Topf um, um das Messer gegen einen Kochlöffel auszutauschen und den dampfenden Inhalt, wahrscheinlich Suppe, umzurühren.
„Ich weiß nicht-...", fing ich an, doch er unterbrach mich, indem er sich wieder ruckartig umdrehte und mit dem Kochlöffel auf mich zeigte.
„Du schläfst doch mit Tae in einem Zimmer, oder?", fragte er und sah eigentlich schon so aus, als wüsste er die Antwort, trotzdem nickte ich.
„Er hat doch letztens schon einmal hier übernachtet. Er weiß, dass du sehr... intensiv träumst. Da wird das doch kein Problem, oder?"
Ich dachte an die Nacht zurück. Die Tabletten hatten wirklich dafür gesorgt, dass ich so gut wie keine Erinnerungen mehr daran hatte, was kurz vor dem einschlafen passiert war, weshalb ich kaum noch etwas wusste, von dem was passiert war.
Ich wusste nur noch, dass Tae nicht schlafen konnte.
„Danke für die Antwort", holte Jin mich aus meinen Tagträumen und war kurz davor mir einen Klaps auf den Hinterkopf zu geben, dem ich allerdings gerade noch so ausweichen konnte.
„Ja... also nein. Was passiert, wenn ich die Tabletten mehrere Tage hintereinander nehme?", fragte ich und fing wieder an mit dem Tischschmuck zu spielen.
Furchtbar kitschige Schneeflocken und Teelichter.„Der Arzt rät davon ab. Eine Tablette in 48 Stunden. Mehr solltest du lieber nicht ausprobieren", meinte er und wandte sich wieder der Suppe zu, um sie zu probieren.
„Und was, wenn ich einfach wach bleibe?", überlegte ich laut und dachte an die Nacht bei Jimin zurück.
Es war wirklich beschissen gewesen, aber es hatte funktioniert.„Der Mensch kann keine zehn Tage lang ohne Schlaf auskommen, Yoongi", seufzte Jin, als wäre diese Information Allgemeinwissen und ich wieder einmal hinterm Mond gewesen, als das den Kindern beigebracht wurde.
Was vielleicht gar nicht mal so falsch war.„Dann... bin ich halt immer eine Nacht lang wach und die nächste nehme ich die Tablette", schlug ich vor, was Jin allerdings ebenso wenig zu begeistern schien.
„Du wirst schlafen, junger Mann. Und wenn ich deinen Lehrer anrufen muss, damit er dich dazu zwingt", drohte er, woraufhin ich allerdings nur grinsen musste.
„Ja, Eomma", gab ich ihm die Antwort und lächelte ihn unschuldig an.
Das Einzige, was meine leibliche Mutter je für mich getan hatte, war mir Essen aus einem Fastfood-Restaurant und Kleidung aus dem Container vor ihrer Wohnung zu besorgen, weshalb ich nicht wirklich eine Ahnung hatte, wie sich eine normale Mutter zu verhalten hätte.
Aber ich glaubte, dass Jin schon ziemlich nah herankam, an diese Rolle in der Erziehung.„Das ist nicht lustig, Yoongs", murrte er und stellte uns beiden Teller hin, bevor er den Herd ausmachte und den Topf auf die kleine Anrichte stellte.
„Erstens, wenn du Namjoon heiratest, wirst du aber wahrscheinlich eh die Mutterrolle übernehmen. Jedenfalls glaub ich nicht, dass du Top in euer Beziehung bist... und zweitens, hör auf mich so zu nennen. Das war ein kurzer Moment der Schwäche", gab ich zurück und verzog das Gesicht als ich an den einen Abend zurück dachte, der anfangs nur ein einfaches Abendessen mit Namjoon war, sich dann aber zu einem emotionalen Geständnis von allem möglichem entpuppt hatte.
„Woher willst du wissen, dass ich nicht Top bin?", fragte er nach und verschränkte die Arme vor der Brust, was ihm allerdings nicht wirklich mehr Eindruck verlieh.
„Schau dich an", grinste ich und musterte ihn von oben bis unten. Bis auf die breiten Schultern, wies er einen sehr femininen Körper auf, was die zartrosa Haare allerdings auch nicht besser machten.
„Mit dir kann man nicht reden. Ich frag mich, wie Taehyung es mit dir aushält", schmollte er und fing an uns beiden von der Suppe aufzutun.
„Er liebt mich. So wie du. Nur willst du es nicht wahrhaben", scherzte ich und wollte gerade anfangen zu essen, verbrannte mir aber prompt die Zunge.
Jin verkniff sich ein Grinsen, als er sah, wie ich sofort unnötigerweise Wasser hinterher kippte.
„Dummheit tut weh, huh?", spöttelte er, was ihm allerdings nur einen finsteren Blick meinerseits einfing.
„Warum bist du nur so?"
„Du hast doch angefangen", gab er die Antwort und zog unschuldig die Schultern hoch, während er sich einen Löffel von der Suppe in den Mund schob.
„Und trotzdem bist du mein Erziehungsberechtigter", stellte ich fest.
„Ja, da hast du recht. Und als dieser, kann ich dir die Weisheiten des Lebens beibringen und immer das letzte Wort haben. Und wenn wir schon wieder dabei sind, muss ich noch mein letztes Wort zu diesem Thema abgeben, sonst baust du nur wieder irgendwelchen Mist. Also du redest mit Tae und dann nimmst du alle zwei Tage diese Tablette, okay?", lenkte er mehr oder weniger geschickt vom Thema weg und sah mich abwartend an.
Ich öffnete meinen Mund und sog scharf die Luft ein um meine Zunge etwas zu kühlen, nickte aber trotzdem.
Auch wenn ich mir jetzt schon sicher war, dass ich es ganz bestimmt nicht so machen würde.
Mir würde schon etwas einfallen, aber zu wissen, dass mich jemand dabei beobachtete, wie ich um mich schlug und nach Hilfe schrie, war mir mehr als unangenehm.Idol läuft jetzt bei mir in Dauerschleife und zerstört mich jedes Mal ein bisschen mehr...
Und lest ihr eigentlich lieber lange oder kurze Kapitel? Ich kann das absolut nicht einschätzen ^^'
♡

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Nightmares ? Yoonmin
Fanfiction?Park Jimin. Fahrstuhljunge Park Jimin. Mister Perfekt Park Jimin. Ich zerst?re das Leben eines unschuldigen Vergewaltigungsopfers Park Jimin. Was für ein Arsch. Aber hübscher Name." - ?Nimm meine Hand!" Verwirrt h?rte ich auf mich gegen die W?nde...