The Universe Between Us | ?

"What is love but the strangest of feelings?
A sin you swallow for the rest of your life?"

Wire To Wire - Razorlight

- Sky -

„VERDAMMTE SCHEIßE, BEWEGT EURE HINTERN! DA IST MEINE TOTE GROßMUTTER IM HIMMEL JA FLOTTER UNTERWEGS!"

Ich sitze am Rande des Fußballfelds auf der Zuschauertribüne und höre mir nun seit einer guten halben Stunde an, wie sich Coach Russel die Seele aus dem Leib schreit und dabei ständig Bezug zu seiner offenbar verstorbenen Oma nimmt. Ein wenig gruselig ist das schon.

Ich bin bei weitem nicht die Einzige, die sich an diesem schwülen Spätsommertag, der sich allerdings wie ein Tag im Hochsommer anfühlt, auf der Tribüne eingefunden hat, um die Try-Outs unserer Fußballmannschaft anzusehen. Die Spiele unserer Unimannschaft sind ohnehin sehr beliebt, und so ist es kein Wunder, dass großes Interesse daran besteht, wer sich dieses Jahr die begehrten Kaderplätze bei den Pinewood Wolves schnappt.

Obwohl ich es mir auf dem oberen Teil der Tribüne bequem gemacht habe, der durch ein kleines Vordach im Schatten liegt, schwitze ich. Die Luft heute steht, kein Lüftchen weht. Ich will gar nicht wissen, wie es erst für die Jungs auf dem Feld sein muss, das komplett von der prallen Sonne beheizt wird.

Ich kneife die Augen hinter meiner Sonnenbrille zusammen und halte nach Ace Ausschau. Der ist gar nicht mal so einfach zu finden, immerhin tummeln sich um die fünfzig, inzwischen schweißnasse, Männer auf dem Platz, die alle beweisen wollen, dass sie das Zeug haben, um die Wolves dieses Jahr zur Meisterschaft zu führen. Nach einer katastrophalen letzten Saison ist Coach Russel nämlich umso besessener, nur die Besten der Besten für sein Team zu finden. Jedenfalls waren die Try-Outs im letzten Jahr nicht halb so hart.

Ich entdecke Ace erst, als der Coach den Jungs eine kurze Trinkpause einräumt und sich der ganze Pulk ein wenig auflöst, um zu ihren Trinkflaschen zu joggen. Er ist zwar auch schweißnass, sieht aber zumindest nicht ganz so fertig aus, wie der Rest der Jungs. Gerade beobachte ich ihn dabei, wie er die Arme seines T-Shirts hochkrempelt und damit den Blick auf seinen definierten Bizeps freigibt, als mich das Gefühl überkommt, als würde mich jemand beobachten.

Nur gut einen Meter neben Ace entdecke ich ihn: Victor. Ich hätte natürlich damit rechnen müssen, dass er heute auch hier ist, immerhin spielen Ace und er seit jeher zusammen Fußball, aber dennoch ist es ein komisches Gefühl, ihn heute zu sehen. Seit unserer Trennung haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, abgesehen natürlich von seinen Nachrichten, in der er mich um ein Treffen gebeten hat. Ich habe bisher nie darauf geantwortet.

Plötzlich lässt sich jemand auf den Sitz neben mir fallen. „So, da bin ich. Was hab ich verpasst?" Alea sieht, trotz der brütenden Hitze, aus wie aus dem Ei gepellt. Ihre braunen Locken sind zu einem perfekten Messy Bun geknotet und ihr gelbes Sommerkleid liegt ohne einen einzigen Schweißfleck perfekt an ihrem Körper an. „Du... wieso siehst du so gut aus? Ich muss hier nur sitzen und fühle mich wie ein einziger, riesiger Schweißfleck!", murmele ich vorwurfsvoll, aber sie deutet nur wie selbstverständlich auf die Umkleidekabinen neben dem Spielfeld.

„Logischerweise habe ich mir Wechselklamotten mitgebracht und meinen halben Kosmetikbeutel", erklärt sie, als wäre das nicht vollkommen merkwürdig.

„Und warum genau hast du dich jetzt so aufgebrezelt und lässt mich aussehen wie ein Pudel mit verdammt schlechter Frisur?" Alea stupst mich grinsend an, als ich eine kleine Grimasse ziehe. „Für niemanden", behauptet sie mit einem Grinsen auf den Lippen, das verrät, dass sie auf irgendjemanden auf diesem Platz ein Auge geworfen hat. Ich muss nur noch herausfinden, auf wen.