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Kapitel 10 - Gerüchte und Erinnerungen

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Heute, eine Woche nach der Jubiläumsfeier, saß Lisa am Cathering und trank gerade ihren 4. Kaffee. Nach ein paar fehlgeschlagenen Kontaktversuchen von David, hatte er es vorerst aufgegeben. Friedrich und Laura waren am Tag von Davids Ankunft nach Sylt gefahren, da er seinen Besuch nicht angekündigt hatte. Sie war sich nicht mal sicher, ob sie jetzt wussten, dass er in Berlin war. Aber es war ihr ehrlich gesagt auch egal, so lange sie ihre Ruhe vor ihm hatte.



Während sie ihren Gedanken nachhing, hörte sie plötzlich unfreiwillig ein Gespräch mit, das sie innehalten ließ.

„Und dann hat sie tatsächlich mit dem Kowalski getanzt! Obwohl sie doch mit dem Juniorchef verheiratet ist. Das hättest du mal sehen sollen!" sagte eine der beiden Frauen, ihre Stimme vor Aufregung kaum gedämpft.

„Man dachte sich nur: 'Nehmt euch doch ein Zimmer'," ergänzte sie mit einem belustigten Tonfall, während die beiden kicherten.

Lisa schluckte und hielt die Tasse etwas fester. Sie wollte diese Lästerein nicht hören aber aus irgendeinem Grund konnte sie auch nicht einfach aufstehen und gehen.

„Ich weiß nicht, ob du das schon wusstest," fuhr die erste fort, „aber den Kowalski hat sie damals ja einfach vor dem Altar stehen lassen..."

„Echt jetzt?" fragte die andere überrascht.

„Ja! Um dann stattdessen direkt im Anschluss Herrn Seidel Junior zu heiraten. Ich meine, wer macht denn sowas? Und dann tanzt sie letzte Woche einfach so wieder mit dem Kowalski rum. Total respektlos, wenn du mich fragst."

„Es gibt doch sowieso schon zahlreiche Gerüchte darüber, warum sie überhaupt ohne ihren Mann in die Firma zurückgekehrt ist", warf die zweite ein. „Und wenn man den Gerüchten glauben schenken darf, wäre es wirklich nicht überraschend. So, wie sie sich bei der Feier an ihn rangeschmissen hat... Wer weiß, vielleicht versucht sie mal wieder, ihn auszunutzen, weil ihr Mann das Interesse verloren hat."

„Das würde passen", stimmte die erste zu. „Die Frau hat doch bestimmt einen Plan. Es kann kein Zufall sein, dass sie nach ihrer Hochzeit nicht mehr hier war, und jetzt, acht Jahre später, plötzlich wieder auftaucht – und kurz darauf fängt auch Herr Kowalski wieder hier an.''



Lisa spürte, wie ihr die Worte einen Stich versetzten. Sie wollte die Tasse absetzen, doch ihre zitternden Hände ließen ihr den Griff entgleiten und im nächsten Moment kippte die Tasse um. Der Kaffee verteilte sich in einer dunklen Lache über den Tresen und tropfte schon auf den Boden während sie sich bemühte, die Beherrschung zu behalten.



Sie griff hastig nach einer Serviette um zu verhindern, dass sich der Kaffee weiter auf dem Boden verbreitete während die Worte der beiden durch ihren Kopf rasten,

als plötzlich eine Erinnerung wie ein Blitz durch ihren Geist schoss.



Sie war wieder auf der Feier. Die Musik dröhnte laut, die Lichter flackerten bunt und die Tanzfläche war voll von tanzenden, ausgelassenen Menschen. Lisa stand am Rand und beobachtete das bunte Treiben, als ihr Blick auf Rokko fiel.



Er stand mitten in der Menge, ein Glas in der Hand, und war, wie sie es von früher kannte, locker und ausgelassen. Schon einiges intus, lachte er laut als er sich im schnellen Rhythmus der Musik bewegte.



Sie wusste, dass dieser Moment ihr eine Gelegenheit bot. Wenn sie Rokko jemals wieder für sich gewinnen wollte, dann war jetzt der Moment – das redete sie sich zumindest in ihrem deutlich angetrunkenen Zustand ein.
Sie beobachtete ihn noch für einen Moment, der Alkohol ließ ihre Hemmungen schwinden.

„Jetzt oder nie", flüsterte sie sich zu, als sie entschlossen einen Schritt nach vorne machte und sich ihren Weg durch die tanzende Menge bahnte, bis sie direkt vor ihm stand. Sie tippte ihm auf die Schulter. Rokko drehte sich zu ihr um, seine Bewegungen gerieten ins stocken.

Ohne ein Wort begann Lisa zu tanzen, ließ sich von der Musik tragen. Zunächst zögerte er, unsicher wegen der Nähe. Er war nicht wie sonst – nicht locker und entspannt. Doch der Alkohol und die Musik nahmen ihm schließlich die letzte Zurückhaltung. Er ließ sich mitreißen.

Für einen Moment vergaß er alles um sich herum, seine Anspannung, die er immer so gut verbarg, schien zu verschwinden. Die Musik war jetzt alles, was zählte. Doch als sich ihre Blicke trafen, sah Lisa in seinen Augen zusätzlich zu Verwirrung das, was sie immer schon gefürchtet hatte – das unveränderte Misstrauen. Aber hinter der Verwirrung glaubte sie, noch etwas anderes sehen zu können. In seinen Augen sah sie eine Vertrautheit, die sie an alte Zeiten erinnerte, und ein Gefühl von Nähe, das sie längst verloren geglaubt hatte, überkam sie.



Als sie wieder im Hier und Jetzt war, schlug ihr Herz schneller, und sie spürte noch immer das Gefühl der Nähe und die Spannung, die sie in diesem Moment verbunden hatten. Plötzlich glaubte sie, seine Stimme zu hören, und als sie aufsah, entdeckte sie ihn tatsächlich am Empfang, er holte sich von dort seine Post ab. Heute war der erste Tag seit der Feier an dem Rokko zurück in der Firma war. Als würde er ihren Blick spüren können drehte er sich zu ihr um, sie lächelte ihn instinktiv an, aber als sich ihre Blicke trafen verfinsterte sich seiner und er verschwand schnell in Richtung seines Büros.

 Als würde er ihren Blick spüren können drehte er sich zu ihr um, sie lächelte ihn instinktiv an, aber als sich ihre Blicke trafen verfinsterte sich seiner und er verschwand schnell in Richtung seines Büros

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Sie hatte nicht viel Zeit um über ihre zurückgekehrte Erinnerung, beziehungsweise dieses Erinnerungsfetzten, nachzudenken, denn sie hatte heute mehrere Außentermine.


Als sie sich am frühen Nachmittag gerade von ihrem Geschäftspartner verabschiedete, blieb sie wie angewurzelt stehen. Auf der anderen Straßenseite sah sie Rokko. An seiner Hand lief ein kleiner Junge, etwa vier oder fünf Jahre alt, mit dunklen Locken, die ihm wild ins Gesicht fielen – ein Abbild von Rokko selbst.


Der Junge hüpfte immer wieder fröhlich auf der Stelle, während er Rokko mit strahlenden Augen etwas erzählte.


Dieser hielt seine kleine Hand fest und sah lächelnd zu ihm hinunter, hörte aufmerksam zu, als gäbe es in diesem Moment nichts Wichtigeres.

Das Bild traf Lisa wie ein Stich ins Herz. Es war, als hätte jemand ihr die Luft genommen. Rokko, mit einem Kind – es war genau das, wovon sie früher heimlich geträumt hatte. Doch jetzt führte er dieses Leben scheinbar mit jemand anderem. Und sie konnte ihm nicht einmal die Schuld dafür geben.

Verliebt in Berlin - Missed Chances (Lisa & Rokko)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt