Ihre einzigen Kontakte bestanden aus ihrer alten Lehrerin und Doktor Barnes, die beide mindestens 20 Jahre älter waren als sie selbst. Seufzend sah Rosalind zu ihrer Tür, die wie jeden Tag seit beinahe 8 Jahren geschlossen, aber unverschlossen war. Sie könnte einfach raus gehen. Sie könnte auf eigene Faust versuchen ihren Bruder oder den fremden Jungen zu finden.
Gerade, als sich dieser Gedanke in ihrem Kopf festgesetzt hatte, öffnete sich ihre Tür. Abrupt fuhr ihr Blick nach oben und landete auf dem Doktor, der sie freundlich anlächelte. Seine hellbraunen Augen waren auf sie gerichtet und in seiner Hand könnte das Mädchen erneut sein Tablet erkennen. Er ging nirgendwo ohne es hin, da war Rosalind sich sicher.
„Na komm, wir haben heute etwas Neues vor.", eröffnete er ihr, während sie neben ihm auf den Gang trat. Verwirrt sah sie zu ihm auf, während er freudig nickte. Er schien aufgeregt zu sein, dass erkannte sie nach nur einem Bruchteil einer Sekunde. Das junge Mädchen war schon immer gut darin gewesen, die Menschen um sie herum zu lesen. Sie hatte es an ihrer alten Lehrerin geprobt und an Doktor Barnes gesehen.
Die Emotionen der beiden Menschen waren ihnen ins Gesicht geschrieben, genauso wie es bei den vielen Menschen in den Laboren waren, die sie weder ansahen, noch mit ihr redeten. Aber das junge Mädchen konnte sehen, was sie dachten, was sie fühlten. Die Menschen dort unten sahen sie als Zahl, A10. Für sie war Rosalind nicht mehr als eine Nummer, was sie aber keinesfalls beunruhigte.
Sie war damit aufgewachsen, es war schon beinahe natürlich für sie, dort unten mit A10 angesprochen zu werden. Das einzig Neue und Gute, was sie in den letzten Monaten von dieser Zahl bekommen hatte war die Erkenntnis, dass sie die zehnte war.
Es musste also mindestens 9 andere Kinder bei WCKD geben, unter ihnen der seltsame Junge und ihr Bruder.
„Wir haben eine neue Konzentration deines Blutes entwickelt."
„Was bedeutet das?"
„Es bedeutet, dass wir dem Heilmittel einen Schritt näher gekommen sind. Wir werden heute doppelt so viel Blut aus beiden deiner Unterarme nehmen und dann werden wir dir genug Vitamine geben. Du kannst uns immerhin vertrauen, dass wir dir nicht schaden wollen.", sagte der Doktor, während der Fahrstuhl in die Tiefe fuhr. Rosalind nickte, innerlich verzog sie aber ihr Gesicht. Das bedeutete, dass ihr heute viermal so viel Blut abgenommen werden würde, als normalerweise. Allein bei dem Gedanken an die nächsten Stunden wurde ihr Schwindlig, was
sie aber so gut wie möglich versteckte.Das Mädchen wusste, dass sie sich allein für das Leben, was sie hatte, glücklich schätzen konnte. Jetzt konnte sie sogar von sich behaupten, dass sie bei der Suche nach dem Heilmittel mithelfen konnte. Als die Fahrstuhltüren zur Seite glitten, offenbarte sich vor ihr ein menschenleerer Gang.
Rosalind konnte nicht abstreiten, dass sie jedes Mal aufs neue damit rechnete, dass der seltsame Junge wieder vor ihr stehen würde. Oder ihr Bruder. Aber seit dem einen Vorfall vor beinahe zwei Jahren, war nichts außergewöhnliches mehr passiert.
„Ich kann leider nicht bei dir bleiben, kleines. Mrs. Paige wollte noch mit mir sprechen, ich konnte den Termin nicht absagen.", entschuldigte er sich schnell, aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf.
„Alles gut. Es wird sowieso nichts spannendes passieren. Geh ruhig.", sagte sie ruhig, während ihre Augen auf den Ärzten lagen, die sich sofort um sie gestellt hatten, als sie die Laborräume betreten hatten. Ohne groß darüber nachzudenken legte sie sich auf die Liege, der Mann neben ihr nickte.
„Ich werde wieder da sein, bevor du hier fertig bist. Versprich mir, dich nicht zu sehr zu langweilen."
„Wenn ich das versprechen könnte, hätte ich es jetzt schon wieder gebrochen. Geh schon."Schnell nickte der Doktor, bevor er sich umdrehte und in den anliegenden Raum verschwand. Rosalind blieb auf der Liege zurück, wo die Ärzte um sie herum gerade die Stellen an ihren Unterarmen desinfizierten, aus denen ihr gleich mehr Blut gezogen werden sollte, als es eigentlich gesund wäre. Mit geschlossenen Augen lehnte sich das braunhaarige Mädchen zurück und fing wieder an darüber zu fantasieren, ihren Bruder zu treffen. Wie er jetzt wohl aussehen würde, was er den ganzen Tag über machen oder denken würde.

DU LIEST GERADE
JUST RUN (tmr, minho)
FanfictionBecause we are just kids, who grew up to fast. Das M?dchen, an dem die Cranks einfach vorbeilaufen, ohne sie wahrzunehmen. Sie kann sich selbst nicht erkl?ren warum, aber es rettete ihr mehr als nur einmal das Leben. Rose, benannt nach der Chemike...
experiment h236
Beginne am Anfang