JUST RUN (tmr, minho)

Chapter 11

___not yet___

Die Stille in dem Heizungsraum hing über den vier Kindern, wie eine Schicht aus undurchdringlichem Blei. Ausdruckslos starrte jeder von ihnen in einen weiten Punkt in der Ferne, während sie alle versuchten zu realisieren, was vor einigen Stunden passiert war. Mit angezogenen Beinen saß Rosalind auf dem alten Sofa in der hintersten Ecke des Zimmers, neben ihrem Bruder. Minho saß auf dem Boden an der Wand gegenüber und Newt hockte in der Mitte des Raumes, direkt neben Alby's Stuhl.

Der Gedanke an Alby schmerzte das junge Mädchen mehr, als sie es sich hätte vorstellen können. Als er vor einigen Stunden aufgerufen wurde, wollte er nicht gehen. Jeder konnte das sehen, jeder in diesem Saal konnte es spüren, aber niemand konnte etwas dagegen tun. Der älteste Junge war aufgestanden, hatte seinen Freunden einmal zugenickt und war aus ihrer Reichweite verschwunden, bevor auch nur einer von ihnen etwas hätte sagen können. Rosalind hatte ihrem Freund nur stumm hinterher gestarrt. Ohne zu realisieren, dass dieser Abschied tatsächlich ein Abschied für lange Zeit werden würde.

Die vielen Kilometer auf ihrem Laufband hatte sie gar nicht erst realisiert, da ihre Gedanken nur um Alby kreisten. Warum wurde er zuerst eingezogen? Wohin wurde er gebracht? Auch einige Stunden später in dem alten Heizungsraum fand das dreizehnjährige Mädchen keine Antwort auf ihre Fragen. Als sie nach dem Abschalten der Lichter in den Raum gekommen war, hatte sie ihre Freunde so vorgefunden, wie sie such jetzt noch saßen. Jeder von ihnen hatte ihr nur einen kurzen Blick zugeworfen, bevor sie sich neben Adrian gesetzt hatte und dieser seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte.

Seitdem herrschte Stille in ihrem Raum.

Als sich die alte Tür erneut öffnete, waren bereits Stunden des Schweigens vergangen. Träge sah Rosalind hoch und traf den Blick von Thomas, der einen traurigen Blick in ihre kleinere Runde warf. Ohne wirklich zu wissen, was sie dazu brachte, erhob sich das braunhaarige Mädchen und ging zu dem Jungen hinüber. Sie wusste, dass er mit WCKD an Phase 1 arbeitete. Thomas hatte es nie geleugnet, auch wenn er ihnen nicht erzählen wollte, woran genau er arbeitete.

"Wo haben sie ihn hingebracht?", fragte Rosalind leise, als sie direkt vor dem Jungen zum stehen kam. Auch wenn sie sehr leise gesprochen hatte, hatte jeder in dem Raum sie gehört.

"Ich weiß es nicht."

"Du hast mit WCKD an diesem verdammten Experiment gearbeitet und das seit Jahren! Du bist deren Schoßhündchen, die erzählen dir alles, also sag mir nicht, dass du es nicht weißt!", zischte sie leise, aber gerade dieser Ton brachte Thomas dazu, einen Schritt zurückzuweichen. Sie war einen halben Kopf kleiner als er, aber in diesem Moment wirkte sie wie eine wütende Riesin.

„Ich weiß es nicht.", versuchte er es nochmals, obwohl er bereits wusste, dass Rosalind ihm nicht glauben würde.

„Lüg mich nicht an! Du wusstest von all dem. Vermutlich hast du sogar geplant, wer von uns zuerst zu diesem Experiment gebracht wird! Also sag mir jetzt, wo er ist!"

„Das kann ich nicht."

„Wieso?!"

Thomas schwieg, was Rosalind dazu brachte mit ihrem Zeigefinger auf ihn zu zeigen. Sie konnte Menschen lesen und Thomas war niemand, der seine Gedanken und Gefühle gut zu verbergen wusste. Er war wahrhaftig noch ein kleines Kind, das Angst davor hatte, die Wahrheit auszusprechen. Innerlich spürte das Mädchen Verzweiflung, aber nach außen hin wirkte sie ruhig. Nicht unbedingt gelassen, aber sehr viel ruhiger, als sie sich eigentlich fühlte. Erst, als Adrian sich von der Couch erhob und sich neben das braunhaarige Mädchen stellte, schien die Gegenwehr des Jungens vor ihnen zu schrumpfen.