抖阴社区

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Isa saß reglos da. Der Regen hatte aufgehört, doch die Feuchtigkeit klebte noch an ihrer Kleidung, ließ ihr Haar in dunklen Strähnen an ihrem Gesicht hängen. Sie sah auf ihre Hände. Keine Kratzer. Kein Blut. Kein blauer Fleck. Selbst die tiefen, splitterverursachten Schnitte an ihrer Schulter – verschwunden. Ihre Haut war glatt, blass, unversehrt. 

Vorsichtig tastete sie ihren Körper ab. Rippen – nicht mehr wund. Oberschenkel – keine Schwellung. Ihre Knie, die von den Stürzen auf rauem Boden zerkratzt gewesen waren, fühlten sich an, als wäre nie etwas passiert. 

Sie atmete tief ein, dann wieder aus. Keine Schmerzen. Kein Druck. 
Nichts. 

Nur Erschöpfung. Und ein wachsendes, erschreckendes Staunen. 

Langsam hob sie den Blick. Zeke saß ihr gegenüber, die Beine locker vor sich ausgestreckt, den Rücken an einen Stahlpfeiler gelehnt. Seine Kapuze war nach hinten gefallen, die Brille saß fest auf der Nase, und in seinem Gesicht lag wieder dieser Ausdruck der belustigten Überlegenheit und doch war da ein Hauch Müdigkeit darin. 

„Wie ist das möglich?“ fragte Isa schließlich, ihre Stimme brüchig vor Misstrauen. 

Zeke zog nur eine Augenbraue hoch. „Willst du jetzt das Rezept zum Nachkochen?“ spottete er, seine Stimme triefte vor Ironie. 

Isa antwortete nicht sofort. Ihr Blick blieb an seinem Gesicht hängen, das von Regen und Schatten gleichermaßen gezeichnet war. 

„Was bist du?“ fragte sie, und diesmal war ihre Stimme fest. Kein Zittern. Kein Flehen. Nur diese Frage, scharf wie ein Skalpell. 

Zeke hielt ihrem Blick stand, aber etwas in seinen Schultern schien einzusacken. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel ein Schatten über seine Züge – etwas Altes, Gebrochenes, Verbittertes. 

„Jetzt, in diesem Moment?“ Er lachte leise, freudlos. „Nichts mehr.“ 

Isa runzelte die Stirn. Was meinte er damit? 

Zeke griff in seine Hosentasche und zog etwas heraus – klein, matt glitzernd. Er warf es in einem weichen Bogen zu ihr. Reflexartig hob Isa die Hand und fing es auf. 

Sie drehte es in den Fingern. 

„Eine… Sanduhr?“ murmelte sie, die feinen Körner betrachtend, die in langsamer Bewegung durch das schmale Glas rieselten. 

„Dein erster Hinweis“, sagte Zeke. Seine Stimme klang nun dunkler, aber nicht mehr so überheblich wie zuvor. 

Isa sah auf. Ihre Augen verengten sich. „Hinweis worauf?“ 

„Wer oder was ich bin.“ 

Für einen Moment schwiegen beide. Nur das leise Rieseln des Sandes war zu hören. 

„Und was passiert, wenn der Sand durchgelaufen ist?“ fragte sie, fast flüsternd. 

Zeke lächelte – dieses kalte, rätselhafte Lächeln, das sie nicht durchschauen konnte. 

„Dann sehen wir weiter.“ 

Isa drehte die Sanduhr, betrachtete die Form, das geschwärzte Metall, den fein geschliffenen Glaskörper. Sie war alt, das konnte sie fühlen. Sie hatte etwas Anachronistisches an sich – wie aus einer anderen Zeit gefallen. 

„Warum jetzt?“ fragte Isa leise. „Warum gibst du mir das gerade jetzt?“ 

Zeke lehnte den Kopf zurück, sah zur Decke. Tropfen perlten von den alten Stahlträgern, fielen vereinzelt zu Boden. 

„Weil du gerade aufgehört hast zu schreien“, murmelte er. „Weil du nicht mehr bettelst. Und weil ich wissen will, was du damit machst.“ 

„Was soll ich denn damit machen? Es ist nur eine Sanduhr.“ 

No Way Out | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt