抖阴社区

                                    

Er sah zum Raben.

„Ich brauche sie nicht.“ Die Worte klangen nicht einmal ihm selbst überzeugend. „Ich… brauche Rhuns Tränke. Seine Magie. Seine Fehler. Nicht sie.“

Der Rabe sah ihn an, als wüsste er es besser.

Zeke atmete durch. Tief. Dann drehte er sich um. Er hatte genug gesprochen — mit dem Vogel, mit sich selbst, mit Gespenstern in seinem Kopf. Zeit, sich wieder zu konzentrieren. Auf das, was vor ihm lag.

Auf das, was Rhun und sie alle zurückgelassen hatten.

Die Straße unter ihren Füßen war brüchig, mit Rissen durchzogen, in denen Moos und Gras wie fremde Finger aus dem Boden wuchsen. Jeder Schritt hallte dumpf zwischen den zerfallenen Gebäuden wider, als würde sie in einem Traum gehen, in dem nur sie lebendig war.

Isa drehte sich um. Wieder. Der fünfte, sechste, siebte Blick zurück. Zeke war nicht da. Kein Lachen, keine Schritte, kein Flattern des Mantels, kein zynischer Kommentar. Nur der Wind, der durch das hohe, vergilbte Gras an den Rändern der Straße strich.
Sie war wirklich allein.

Sie sog die Luft tief ein. Erdig. Still. Kein Geruch von Leben, von Rauch oder Wärme. Nur Verfall.

Ihre Finger spielten nervös mit dem Griff des Dolches in ihrer Tasche. Sie konnte nicht sagen, ob es Zekes letzte Geste der Fürsorge oder eine düstere Prophezeiung gewesen war, dass sie ihn brauchen würde.

Der Asphalt unter ihren Füßen ging in groben Schotter über, dann wieder zurück zu einer intakten Fahrbahn, als hätte jemand begonnen, sie zu reparieren, es aber irgendwann aufgegeben. Isa ging weiter, Schritt für Schritt. Der Wind trug entfernte Geräusche mit sich – ein loses Blechteil, das irgendwo klapperte, ein entferntes Knarzen. Keine Stimmen. Kein Leben.

Dann blieb sie stehen.

Ein Auto.

Ein rostiges, altes Modell, halb im Boden versunken. Die Reifen längst zerfallen, die Fenster blind vor Schmutz und Staub. Moos kroch über die Karosserie, als hätte es versucht, das Ding zu verschlucken. Isa trat näher, legte die Hand auf die Motorhaube. Kühl. Tot.

Sie lief weiter, zwang sich dazu, nicht zurückzuschauen. Auch wenn alles in ihr sich umdrehte. Auch wenn ein Teil von ihr sich fragte, ob er sie beobachtete. Ob er wartete, ob er lachte.

Dann lichtete sich die Vegetation, und Isa trat aus dem Schatten der Bäume.

Vor ihr erstreckte sich eine Stadt. Oder das, was davon übrig war.

Hohe Gebäude, deren Fenster leer wie Augen in den grauen Himmel starrten. Straßenschilder verbogen, Ampeln ausgefallen, Autos von Pflanzen überwuchert. Türen standen offen, andere waren zugeschlagen und von der Zeit verschluckt worden. Kein Licht. Kein Ton. Kein Rauch aus Kaminen, kein Hundegebell, kein Kinderlachen. Nichts.

Isa ging vorsichtig weiter, betrat die Straße, die einmal eine Hauptstraße gewesen sein musste. Die Geschäfte zu ihrer Linken trugen verblichene Namen, Schilder mit eingerissenen Angeboten. Eine Apotheke. Ein Café. Eine Bäckerei. In einem Schaufenster stand noch ein Schaufensterpuppe, halb umgefallen, das Glas vor ihr gesplittert.

Sie schluckte.

„Hallo?“ rief sie leise. Ihre Stimme hallte zurück. Leer. Ohne Antwort. Selbst das Echo klang einsam.

Zeke hatte recht gehabt.

Es gab nichts da draußen.

Keine Menschen. Keine Rettung. Kein Leben. Nur sie und der Dolch an ihrer Seite. Und der Schatten seiner letzten Worte, der wie ein Lächeln in ihrem Rücken hing.

No Way Out | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt