抖阴社区

Welcome to Forks

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Rihanna - Rehab

Sicher gelandet, warteten wir darauf, dass die Türen des Flugzeugs geöffnet wurden. Während die ersten ungeduldigen Passagiere bereits aufstanden, in der Hoffnung, dass sie dadurch ganze zwei Minuten früher aus dem Flugzeug kommen würden, blieb ich sitzen und schaltete mein Handy an. Sofort ploppten unzähligen Nachrichten von meinen Liebsten auf, die, im Gegensatz zu mir, bis vor kurzem geschlafen haben und nun endlich wach waren.

‚Hallo mein Herz, vermutlich sitzt ihr schon im Flieger. Es sei denn, dass durch eine glückliche Fügung alle Flüge nach Seattle bis auf weiteres gestrichen wurden, sodass du leeeeider doch in L.A. bleiben musst. Sollte dieses sehr wahrscheinliche Szenario doch nicht eintreten, wünsche ich dir einen guten Flug. Meld dich bitte, sobald ihr heile angekommen seid. Hab dich lieb.' Jenny hatte eine genauso blühende Fantasie wie ich, vermutlich verstanden wir uns deshalb so gut.

‚Hey Süße, ich wünsche euch einen guten Flug. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du nun weg bist. Wie soll ich bloß ohne dich sein? Bitte pass auf dich und meld dich, sobald du wieder Boden unter den Füßen hast. Ich liebe dich.' Und wie sollte ich nur ohne ihn sein? Mein Herz zog sich beim Lesen von Davids Nachricht zusammen. Ich gab den beiden ein kurzes Lebenszeichen und das Versprechen, mich später in Ruhe zu melden.

Kurze Zeit später saßen wir schon in Dad's Geländewagen, welchen er in der letzten Woche hatte herbringen lassen. Die Aussicht auf eine vierstündige Autofahrt mit meinen Eltern löste keine allzu große Euphorie bei mir aus. Vielleicht würden sie, jetzt wo wir nicht mehr von anderen Passagieren umgeben waren, den Versuch eines Gesprächs starten. Um dem vorzubeugen stöpselte ich mir demonstrativ meine Airpods ins Ohr, lehnte meinen Kopf gegen das Fenster und schloss meine Augen. Ich hoffte, dass das Zeichen genug für sie war und ihnen bewusst machte, dass sie uns allen einen Gefallen täten, wenn sie mich einfach in Ruhe ließen.

Der wenige Schlaf fing an sich bemerkbar zu machen, meine Augen wurden mit jeder Sekunde schwerer. Doch blieb der ersehnte Schlaf aus. Wie auch bereits im Flugzeug machten mir die vielen Gedanken, welche durch meinen Kopf schwirrten, einen Strich durch die Rechnung. So war ich also unfassbar müde und konnte trotzdem nicht schlafen – Jackpot. Nach geschlagenen 15 Minuten des Nicht-einschlafen-Könnens fing ich an, aus dem Fenster zu starren und bemerkte, wie die nördliche Landschaft an uns vorbeizog. Alles hier war so anders als in L.A. - keine Palmen, keine Sonne und keine wohlige Wärme. All' das, was ich an Kalifornien so sehr geliebt habe, gehörte nun der Vergangenheit an und war nicht mehr da. Dass es sich bei Forks zudem um den Ort mit der höchsten Niederschlagsrate Nordamerikas handelte, war dabei noch die Kirsche auf der Sahnetorte. Ich bekam aus dem Augenwinkel mit, wie meine Eltern mir durch den Rückspiegel hindurch ab und an unauffällige Blicke zuwarfen, doch tat ich so, als würde ich sie nicht bemerken. Ich wusste, dass ich diese Eiszeit zwischen uns, nicht auf ewig durchziehen könnte, doch noch war ich nicht bereit für einen Waffenstillstand. Ganz so einfach wollte ich es ihnen dann doch nicht machen.

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Ich nahm die leisen Stimmen meiner Eltern war und fing verwirrt an zu blinzeln – wie es aussah, hatte mich der Schlaf am Ende doch noch übermannt und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir keine ganze Stunde mehr zu fahren hatten. Langsam wurde es also ernst. Mit jedem Kilometer, dem wir Forks näherkamen, wurde Dad nervöser. Aufgeregt rutschte er auf seinem Sitz hin und her und wirkte dabei eher wie ein kleines Kind, als ein erwachsener Mann. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen – nicht, dass die beiden noch den Eindruck bekämen, dass wieder alles gut zwischen uns war. Doch konnte ich nicht abstreiten, dass es auch mein Herz erwärmte, Dad so glücklich zu sehen und das obwohl wir noch nicht einmal da waren. 40 Kilometer vor Forks fing es dann an, dass Dad zu jeder erdenklichen Kreuzung irgendeine Erinnerung von früher parat hatte.

If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt