Wirklich realisieren, was gerade passiert ist, konnte ich noch nicht. Mit leerem Blick starrte ich auf das Meer, welches vor meinen Augen verschwamm, während die Tränen sich immer wieder ihren Weg an die Oberfläche bahnten und ein Gedanke unaufhörlich durch meinen Kopf schwirrte: David und ich waren kein Paar mehr. Die wahre Bedeutung dessen würde mir vermutlich erst mit der Zeit klar werden und doch war ich mir bewusst, dass ich etwas sehr Großes mit dieser Entscheidung aufgegeben hatte.
Hatte ich einen Fehler gemacht? Hatte er Recht mit seinem Vorwurf, dass diese Entscheidung nur eine Kurzschlussreaktion meinerseits war, weil mich seine Ignoranz verletzt hatte?
Ehe die Zweifel überhandnehmen konnten, meldete sich eine entschiedene Stimme in meinem Kopf zu Wort, welche ein klares ‚Nein' als Antwort auf all' die Fragen schrie.
Ashley, vergiss nicht: Die Zweifel waren nicht erst seit gestern in deinem Kopf. Der heutige Tag war lediglich eine weitere Bestätigung dessen, was du insgeheim schon seit Davids Rückreise wusstest. Doch wollte ich es mir zunächst nicht eingestehen. Und wer wusste das schon: Vielleicht war Davids und meine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben. Bekanntlich sah man sich immer zweimal im Leben. Zumindest versuchte ich mich an diesen Gedanken zu klammern, wie an einen allerletzten Strohhalm, durch welchen das Ganze nicht absolut endgültig schien. Das redete ich mir jedenfalls ein.
Der Wind peitschte durch meine Haare und erst jetzt bemerkte ich, dass sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper ausgebreitet hatte und ich fröstelte. Mein Gesicht spannte etwas von den mittlerweile getrockneten Tränen. Ich wollte gar nicht wissen, wie verwüstet ich in dieser Sekunde aussah und beschloss, dass es das Beste wäre, schnellstens nach Hause zu fahren, wo ich mich für den restlichen Abend unter meiner Bettdecke verkriechen konnte. Mit schweren Schritten machte ich mich auf den Rückweg zu Sams und Emelys Haus, vor welchem mein Auto parkte. Während meine Füße über den Boden schlurften, blieb mein Kopf leer. Ich wusste nicht was ich denken sollte und um ehrlich zu sein, war ich froh über diesen kurzen Moment der Stille in meinem Innern. Das Einzige, was in diesem Moment zu hören war, war der Wind, der durch die Bäume raschelte sowie das immer leiser werdende Rauschen des Meeres.
Fast beim Haus angekommen durch lautes Gelächter und Gepolter die Stille, was mir kurz ein Schmunzeln ins Gesicht trieb. Dennoch konnte ich in meinem derzeitigen Zustand gut auf jedwede Begegnungen verzichten. Sie wüssten sofort, dass etwas nicht stimmte, wenn sie mich sehen würden, spätestens meine verschmierten Augen würden mich verraten. Doch wollte ich die gute Stimmung unter keinen Umständen dämpfen oder mich irgendeiner Art von Verhör aussetzen. Daher beschloss ich, mich klangheimlich aus dem Staub zu machen, auch wenn das natürlich überaus unhöflich war.
Möglichst leise schlich ich zu meinem Auto, bei welchem ich jedoch die Schwachstelle meines Plans erkannte: Meine Schlüssel lagen noch drinnen. Genervt biss ich mir auf die Lippe, während ich über einen möglichen Plan B nachdachte. Doch musste ich mir eingestehen, dass zu Fuß nach Hause laufen definitiv keine Option war und weitere Alternativen fielen mir nicht ein. Um nicht doch noch gesehen zu werden, hockte ich mich kurzerhand hinter mein Auto und kam mir dabei schon ein wenig lächerlich vor. Unter normalen Umständen hätte ich mein Verhalten für absolut überzogen erklärt, doch war dies keine normale Situation, also könnte ich ruhig etwas Nachsicht mit mir selbst haben.
Ehe das Chaos in meinem Kopf weiter ausbrechen konnte, schoss mir plötzlich eine Idee durch den Kopf, woraufhin ich schleunigst mein Handy zückte. Schnell wählte ich Leahs Nummer, in der Hoffnung, dass die anderen nicht mitkriegen würden, dass ich die Anruferin war.
Ich hörte wie sie abhob.
„Ash-", fing sie an, ehe ich ihr ins Wort fiel.
„Sssssccccchhhhh! Bitte lass dir nicht anmerken, dass ich es bin.", flüsterte ich ihr zu, da ich nach wie vor hinter meinem Auto hockte, nur wenige Meter von allen entfernt. Wenn die ganze Situation nicht so unfassbar tragisch wäre, hätte ich all' das vermutlich ziemlich lustig gefunden.

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If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob Black
Fanfiction[...] Vertieft in meine Gedanken, nahm ich erst nach wenigen Sekunden eine Gestalt oben an der Klippe wahr. Sie war so weit weg, dass ich gerade mal erkennen konnte, dass es sich um einen Mann handeln musste, welcher ebenfalls auf das Meer schaute...