Mittlerweile draußen strich mir der kühle Herbstwind über das Gesicht, während Jake und ich nebeneinander durch den angrenzenden Wald liefen. Blätter raschelten unter unseren Schritten, und irgendwo in der Ferne zwitscherte ein Vogel. Ich warf einen Seitenblick zu Jake, der mit gerunzelter Stirn stur nach vorne starrte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, als müsste er sich und seine Gefühle zurückhalten. Er hatte drauf bestanden, dass wir rausgingen. Ob es war, weil er nicht wollte, dass Billy uns hörte oder weil er die frische Luft brauchte, um einen kühlen Kopf zu bewahren, war nicht klar.
„Also?" Ich hob eine Braue und verschränkte die Arme. „Wann genau gedenkst du endlich zu reden? Oder müssen wir erst bis nach Kanada laufen, damit du mit der Sprache rausrückst?"
Jake seufzte schwer, fuhr sich mit einer Hand durch das dunkle Haar. „Es ist nicht so einfach, Ashley." Das hatte ich mittlerweile auch verstanden – schließlich hatte er es ja nur an die zehn Male erwähnt. Er schien mit sich zu ringen und nach den richtigen Worten zu suchen. „Was ich dir gleich sage, wird... alles verändern. Wirklich alles. Deine Realität, so wie du sie kennst, wird es... nicht mehr geben... und ich kämpfe schon seit langem mit mir... weil ich dir das nicht antun möchte..."
Unsicher schaute ich zu ihm rüber und fragte mich, ob er gerade maßlos übertrieb. Was konnte bloß so welterschütternd sein, dass er es mir nicht sagen wollte? Ich versuchte mir meine Bedenken nicht anmerken zu lassen. „Dramatischer geht's wohl nicht, oder?", ich lachte gequält auf. „Wenn du mir nicht gerade sagst, dass die Welt in drei Tagen untergeht, komme ich sicherlich damit klar."
Jake schüttelte den Kopf, ein angestrengtes Lächeln zuckte über seine Lippen, verschwand aber sofort wieder. „Es ist ernst, Ashley. So vieles hängt davon ab. Und es betrifft nicht nur mich... und dich..." Eindringlich schaute er mich an. „Sondern noch so viele mehr... Du wirst dein Umfeld mit... anderen Augen sehen." Er biss sich auf die Unterlippe. „Alles wird sich für dich ändern."
Für einen Moment fragte ich mich ernsthaft, ob er mir gerade absichtlich versuchte Angst zu machen, damit ich nicht weiter nachbohrte. Doch so war ich nicht. Ich hatte lieber eine unschöne Gewissheit, als in einer beschönigten Traumwelt zu leben. Daher blieb ich stehen und stemmte meine Hände in die Hüften. "Jake, entweder du sagst es mir jetzt endlich oder ich drehe um. Ich ertrage dieses Drumherum-Gerede einfach nicht mehr!" Bestimmt schaute ich ihm in die Augen.
Wie lange wollte er mich noch in der Luft hängen lassen?
Er zögerte, seine Kiefermuskeln spannten sich merklich an, ehe er schwer ausatmete. Schließlich sagte er leise: „Erinnerst du dich noch an die Stammesgeschichten der Quileute? Die, die du beim Lagerfeuer gehört hast?"
Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, doch versuchte ich meine wirren Gedanken stumm zu schalten und mir selbst ins Gewissen zu reden: Ashley, das ist absoluter Schwachsinn, die Ungewissheit lässt dich langsam verrückt werden! Das sind Märchen!
„Ähm... ja?", brachte ich dennoch verunsichert hervor.
Jake sah mich eindringlich an - es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als würde er versuchen zu erkennen, ob ich bereit für seine folgenden Worte war.
"Sie sind wahr."
Seine Stimme hallte durch mein Ohr.
Bitte was?
Ich blinzelte fassungslos und wartete auf ein Lächeln, auf irgendein Anzeichen dafür, dass er sich einen schlechten Scherz erlaubte. Aber da war nichts. Nur eine ernsthafte Anspannung in seinem Gesicht.
„Willst du mich eigentlich komplett verarschen? Ist das für dich alles nur ein Scherz?", platzte es regelrecht aus mir heraus. Die Wut nahm vollständig von mir Besitz.

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If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob Black
Fanfiction[...] Vertieft in meine Gedanken, nahm ich erst nach wenigen Sekunden eine Gestalt oben an der Klippe wahr. Sie war so weit weg, dass ich gerade mal erkennen konnte, dass es sich um einen Mann handeln musste, welcher ebenfalls auf das Meer schaute...