抖阴社区

Long time no see

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Wow, das kam ja fast einem Roman gleich. Ich verdrehte kurz die Augen, da mein bester Freund noch nie ein Mann der großen Worte war und es vermutlich auch nie werden würde. Was ich danach in den Händen hielt, trieb mir dann jedoch die Tränen in die Augen. Dieser Kerl war einfach verrückt. Es waren fünf Flugtickets – drei Hinflüge von Seattle nach L.A., aber nur zwei Rückflüge nach Seattle. Ich verstand den kleinen Wink mit dem Zaunpfahl und musste grinsen. Er verhielt sich zwar manchmal wie ein Eisblock, aber dieses Geschenk zeigte mir, dass mein Weggang auch ihm zu schaffen machte. Gerührt über diese Geste, die mir eine Flucht in mein altes Leben zu jeder Zeit ermöglichte, wischte ich mir die Tränen weg. Sofort griff ich zum Handy und wählte Stephans Nummer, um mich zu bedanken. Was folgte war ein fast einstündiges Gespräch, so als hätten wir uns nicht erst gestern gesehen. Es tat gut seine Stimme zu hören, es fühlte sich fast so an, als wäre alles wie immer. Anschließend nutzte ich den freien Abend, um auch David und Jenny über die neusten Eindrücke in Kenntnis zu setzen. Letztere wurde vor allem hellhörig, als ich ihr von dem morgigen Besuch bei Bella erzählte.

„Nicht, dass sie dann bald deine beste Freundin sein wird..." Ich sah sie mit verschränkten Armen und vorgeschobener Lippe förmlich vor mir sitzen und musste über diese kleine Eifersuchtsattacke lachen.

„Du spinnst... Als ob jemand dich ersetzen könnte!"

„Hast ja Recht."

Die erste Nacht im neuen Haus verlief sehr ereignislos. Entgegen meiner Erwartungen konnte ich wie ein Baby schlafen und hatte das Gefühl, als würde ich auf Wolken liegen – herrlich. Ich ging den Tag völlig entspannt an, ließ mir bei Frühstücken alle Zeit der Welt, nahm ein entspanntes Bad, beantwortete alle offenen Nachrichten, räumte meine Sachen weiter ein, hörte nebenbei meinen über alles geliebten True-Crime-Podcast weiter, tanzte zwischenzeitlich durch mein Zimmer und kam insgesamt sehr zur Ruhe. Auch wenn ich gerne unter Leuten war, so liebte ich es genauso Zeit mit mir selbst zu verbringen – Me-Time war für mein inneres Gleichgewicht unerlässlich. Ein Klopfen riss mich aus diesem fast schon meditativen Zustand.

„Spätzchen, in einer Stunde machen wir uns auf den Weg zu Charlie... Das hast du noch auf dem Schirm?", zweifelnd schaute er sich um, während ich in meinem Schlafanzug, mit einer Maske im Gesicht und einem Handtuch auf dem Kopf, auf dem Boden saß, umgeben von all' den Dingen, die ich derzeit versuchte weg zu sortieren.

„Ja ja, habe ich...", zuckersüß lächelte ich ihn an, ehe ich mich, unter seinen wachsamen Blicken, wieder seelenruhig meinem Chaos widmete. Kaum, dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sprang ich, wie von einer Tarantel gestochen auf. Mist, mist, mist!

So schnell wie möglich fing ich an mich fertig zu machen – Haare föhnen, Maske aus dem Gesicht, Make-Up drauf, Outfit-Suche - das volle Programm, nur eben im Schnelldurchlauf. Schließlich würde ich gleich der ersten potentiellen, neuen Freundin in Forks begegnen, da sollte der erste Eindruck ein guter sein. Während ich mir zu guter Letzt routiniert meine Haare zu großen Wellen stylte, dachte ich über die bevorstehende Begegnung mit Bella nach. Wie würde sie wohl sein? Das letzte Mal hatten wir uns mit maximal sechs (?) Jahren gesehen, vermutlich als Dad und Charlie irgendeine Sportsendung geschaut haben. Wie sah sie jetzt wohl aus? Was mochte sie, was waren ihre Hobbies? Womit kam sie gar nicht klar? Wären wir auf einer Wellenlänge?

Schwer atmete ich aus – als Kind stellte man sich solche Fragen nicht, sondern spielte einfach miteinander. Aber nun mit Siebzehn lief alles etwas anders, es gab unterschiedliche Typen, unterschiedliche Interessen und wenn diese nicht miteinander harmonierten, stellten sich zwischenmenschliche Beziehungen oftmals als eher schwierig heraus.

Ashley Maria Harper! Hast du vor, noch heute fertig zu werden oder soll ich doch lieber alleine zu den Swans fahren?!"

Vor Schreck hüpfte ich kurz von meinem Stuhl auf, während Dad ungeduldig im Türrahmen stand. Ach Gott, den hatte ich ja schön völlig vergessen. Und dass er meinen vollen Namen benutzte, war grundsätzlich kein gutes Zeichen.

If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt