Immer noch geschockt, wendete ich meiner Mutter zu, welche betreten auf den Tisch schaute.
„Mom, das kannst du ja wohl nicht einfach so zulassen?! Wieso soll ich hier eingesperrt werden? Ich habe mich nur verteidigt!"
Sie blickte auf, wendete sich kurz meinem Vater zu, ehe sie wieder zu mir schaute.
„Schätzchen, dein Vater und ich wollen nur das Beste für dich und möchten dich in Sicherheit wissen..."
„Wenn das so ist, solltet ihr lieber dafür sorgen, dass dieses Ekelpaket aus der Bar nicht mehr auf freiem Fuß ist, anstatt mich einzusperren?!", wütend stand ich vom Tisch auf.
„Ich werde mit Charlie sprechen, verlass dich drauf, aber bis dahin solltest du die Zeit nutzen, um zur Ruhe zu kommen, dich zu schonen und darüber nachzudenken, wieso wir so besorgt sind. Vielleicht war das alles etwas zu viel auf einmal - der Umzug, die vielen neuen Leute..."
Das musste ich mir eindeutig nicht weiter gefallen lassen. Jetzt wollte er es ernsthaft so drehen, dass ich überfordert sei und es deshalb so eskaliert bin?
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren oder mir weitere psychologische Gutachten von Dad anzuhören, verließ ich die Küche und ging in mein Zimmer, wo ich die Tür lautstark ins Schloss fallen ließ.
-
Ganze fünf Tage waren seit dem Streit mit Dad vergangen und ich fragte mich, wie lange meine Eltern das Ganze noch durchziehen wollten. Sie hatten zwischenzeitlich zwar den ein oder anderen Versöhnungsversuch gestartet, doch hatte ich jeden einzelnen davon abgeblockt. Ihre Reaktion war für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar – schließlich war ich das Opfer in der Geschichte und wurde dennoch bestraft. Sie taten so, als sei ich eine gemeingefährliche Schwerverbrecherin, die man nicht auf die Menschheit loslassen konnte.
Das einzig Gute – wenn es überhaupt irgendwas Gutes an der Sache gab: Ich kam in den wahren Genuss von Me-Time, konnte ‚The Bold Type' mal wieder so richtig durchsuchten, meine Lieblingsfilme schauen, stundenlang mit Jenny und Stephan telefonieren und natürlich auch mit David, wenn dieser mal eine Lernpause einlegte.
Doch selbst davon, konnte man irgendwann genug haben.
Zu meinem Glück schienen sich Mom und Dad der wahren Bedeutung von Hausarrest nicht gänzlich bewusst zu sein, da Alice und Leah hier praktisch ein- und ausgingen und damit ein bisschen Abwechslung in meinen eintönigen Alltag brachten. Natürlich immer getrennt voneinander.
Die Jungs hingegen wurden von Dad an der Tür abgewiesen – in seinem verdrehten Denken, hätten sie ‚auf mich aufpassen' müssen, weshalb er ihnen eine Teilschuld an dem ganzen Schlamassel gab. Ich hatte mittlerweile aufgegeben, ihm zu erklären, wie sexistisch ich diesen Gedanken fand und dass es, abgesehen davon, auch noch komplett ungerechtfertigt war. Die Anderen könnten rein gar nichts dafür. Aber scheinbar ging es Dad besser, wenn er die Schuld auf jemand anderen abladen konnte – egal wie unfair es auch sein mochte.
Zu meiner Verwunderung ließ sich jedoch Jake davon nicht abschrecken und blieb weiter hartnäckig, auch wenn es vergebens war. Jeden Tag hatte er es auf Neue probiert und Dad gebeten mich zu sehen, egal, wie oft er ihn auch abwimmelte.
Aber wieso machte er sich diese Mühe?
War es das schlechte Gewissen, weil er sich noch immer schuldig fühlte? Inständig hoffte ich, dass dem nicht so war. Es wäre nicht fair.
Wie bereits die letzten Tage, lag ich in meinem Bett und warf einen kurzen Blick auf mein Handy: Freitag, 12.08. – 12:38 Uhr.

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If It Makes You Happy It Can't Be That Bad | Jacob Black
Fanfiction[...] Vertieft in meine Gedanken, nahm ich erst nach wenigen Sekunden eine Gestalt oben an der Klippe wahr. Sie war so weit weg, dass ich gerade mal erkennen konnte, dass es sich um einen Mann handeln musste, welcher ebenfalls auf das Meer schaute...
Excuse me?
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